Mit freundlicher Genehmigung der Dargestellten |
So beginnt der Roman "Der Doge und sein Sklave -- Homsarecs II"
1. Ouvertüre
Lelo wurde davon wach, daß eine
harte Hand ihn packte und zum Aufstehen zwang.
Es war die Stadtwache. Er war nackt,
kniete auf einem feuchten Teppich, merkte, daß er in seiner Betäubung wohl
uriniert hatte.
Vor ihm stand ein großer Teller mit
Asche und den Resten von Papavers. Die Pfeife war vom Rand des Tellers
gerutscht und hatte ein glühendes Klümpchen auf den feinen seidenen Knüpfteppich
gespien, den nun ein schwarzes Loch für immer verunzierte.
Die scharfe Stimme seiner Tante traf
ihn schmerzhaft. Er blinzelte und sah, wie sie gegen ihn gestikulierte, als
wolle sie ihn mit der bloßen Hand wie mit einer Pistole erschießen.
„Verhaftet ihn! Verhaftet diese
Schande für die Familie! Das ist nicht mehr mein Neffe, dieses Luder, das bei
seinen Wohltätern eingebrochen ist. Gott weiß, wieviele Kumpels er hierher verschleppt
hat. Und in meinem Haus Papavers rauchen, sag mal, geht’s noch? Ich will, daß
er hart bestraft wird! Der Richter ist schon im Dienst, ich habe im Dogenpalast
angerufen. Weg mit ihm, weg, ich kann ihn nicht mehr sehen.“
„Wer ist sein
Erziehungsberechtigter?“
„Ich fürchte, ich bin seine einzige
Verwandte.“
„Sind Sie mit einer öffentlichen
Körperstrafe durch die Amazonen einverstanden?“
„Ach, macht, was ihr wollt.
Meinetwegen auch das. Bessern wird es ihn ja doch nicht.“
Die Wache zog ihn auf die Füße, und
während die Kollegen anfingen, eine Schadensaufnahme zu machen, begleitete
ihn noch das Gezeter seiner Tante. „Chinesische Unterglasur-Schalen, jede ihre
500 Bayernmark wert, jedenfalls unersetzlich! Fünf davon haben sie zerschlagen!
Der barocke Sessel, 300 Jahre alt, ist ruiniert. In der antiken Kaffeeröstpfanne
haben sie Fisch gebraten, die ist auch hin. Und der Teppich! Brandlöcher...
und ich glaube gar, dieses Schwein hat draufgepinkelt...“