Sonntag, 28. Juni 2020

Tunten klatschen


Ich durfte nicht mehr allein durch die Stadt laufen, wenn erkennbar war, dass ich ein Homsarec bin, und schon gar nicht, wenn ich aufgebrezelt war. Das erfuhr ich an einem schon etwas milderen Frühlingsabend, als ich nach einem Essen mit den Ministern in Seiden­turban und Lendentuch über die Flussbrücke gelaufen war, um einen Botengang für einen Gast des Zaren zu tun. Und als ich auf dem Rückweg ins Wasser hinabsah, um den Eisgang zu beobachten, wurde ich von mehreren betrunkenen Cros angegriffen, die mich mit den gröbsten Beleidigungen herausforderten. Sie stupsten mich an, belegten mich mit Schimpfwörtern, die ich nur zum kleinen Teil kannte, die aber deutlich machten, dass sie mich zusammenzuschlagen wünschten. Einer riss mir den Turban runter, schleuderte ihn in den Fluss und schrie was von ‘Tuntentracht’.
Ich steckte zum Warmwerden ein paar Schläge ein, was mich sehr schnell in den gewünschten Rausch­zustand versetzte, schlug blitzschnell zurück, biss in einen Arm, der mich packte, so dass das Blut nur so hervorschoss. Ich leckte es von seinem Arm ab, er erstarrte vor Schreck. Ich spuckte es aus und rief: »Du schmeckst aber scheiße!« Die Portion traf ins Gesicht des nächsten Angreifers. Ich nahm ihn in einen engen Klammergriff und blies ihm solange in die Nüstern, bis er erschlaffte und niedersank. Die verbliebenen Zwei, den Gebissenen und den Dritten, der sich bislang zurückgehalten hatte, sah ich mit grimmigem Knurren und Zähnefletschen an: »Der Nächste, bitte!«
Das war ein Fehler, denn nun näherten sich noch weitere Kameraden dieses Trupps, und die waren frisch. Ein Mann im mittleren Alter führte sie an, er mochte um  37 Jahre alt sein, sah aus wie eine verjüngte Ausgabe von Josef Stalin. Nun nahmen sie alle Kräfte zusammen, packten mich bei Armen und Beinen, passten nun auf, dass ich sie nicht beißen konnte, wie sehr ich es auch versuchte, aber ich hatte keine Chance, es ging zu schnell. Sie waren immer noch stark genug. »So macht man das mit den Schwuchteln!« rief er mir nach, als ich fiel.
Wenigstens warfen sie mich an einer nicht so hohen Stelle von der Brücke. Und noch ein Glück war, dass die Eisdecke offen war, so dass ich ins Wasser fiel, mitten zwischen die Eisschollen. Oh, diese eisige Kälte! Mein Kreislauf spielte sofort verrückt, und jeder Cro wäre auf der Stelle ohnmächtig geworden, aber wir ja nicht. Dann schob sich eine Scholle über mich.

Montag, 8. Juni 2020

Mal wieder 'ne kleine Leseprobe!



Aus: "Homsarecs! Band 4: Tiger jagen allein"

Ich bestellte eine Barke und brachte Prinz Sevgi zurück zu Fort Nox, jetzt, im Schutz der Dunkelheit, ließ ich die kürzere Strecke fahren. Er bedankte sich ungewohnt herzlich, indem er mich fest in die Arme schloss und mir ins Ohr sagte, Freunde hätte er jetzt nur noch hier, wir seien nun seine Familie. Ich fühlte seinen warmen, weichen Körper, roch sein Mandelöl, mit dem er seine Haare pflegte, fühlte, wie er sich bog, um sich an mich zu schmiegen. Ja, die kommende Nacht würde er allein verbringen, denn Ainu war ja mit Heathea in die Berge nach Rocca Genziane gefahren...
»Darf ich mit zu euch kommen?« hauchte er in mein Ohr, und seine Armmuskeln spannten sich stärker an, »ich ertrage es nicht, jetzt allein zu sein.«

Noch einmal quer durch die Stadt vom Nordende zum Südende. Nun gut. Der Zar bezahlt es. Ich setzte mich zum Prinz in die kleine Holzkabine und hielt seine Hand. Sie war etwas kalt für jemanden von uns. Ja, er litt.

Als die Barke den schmalen Kanal verließ und nach Süden abbog, um Kurs auf Dorsoduro zu nehmen, schlug ich den Vorhang zurück. Das Licht vom Ufer ließ seine Augen pechschwarz glänzen. Er beugte sich zu mir und küsste mich, zog mich an sich, atmete an meiner Wange, indem er meine Lippen mit seinen festhielt. So sehnsüchtig, so gierig... Mit einem Mal fiel ich zurück in das Verlangen, das ich fühlte, als Purix in meinen Armen lag und sich mir verweigerte.

»Der Zar und ich...« begann ich.

»Ja, ja, ich weiß!« unterbrach er mich, »verzeih, es war ja nur ein Kuss, ich wollte doch gar nicht...«

»Ich schon», entgegnete ich und verhinderte, dass er sich aus meinen Armen wand, »aber ich hintergehe meinen Zaren nicht.«

»Nein, das sollst du nicht.«

Er verstummte.

»Du wirst nicht allein sein heute Nacht«, erinnerte ich ihn.

Er fügte sich.

Der Zar wartete im Wohnzimmer auf mich. Er hörte Radio, falls es neue Nachrichten geben würde. Er schloss Sevgi in die Arme, dann mich. »Schön, dass du mitgekommen bist«, sagte er, und dann machten wir es uns alle drei im großen Bett meiner Mutter bequem. Sevgi lag zwischen mir und meinem Meister, meinem Herrn, meinem Geliebten. Der Zar beugte sich über ihn und küsste ihn.

Montag, 1. Juni 2020

Homsarecs Band 4 ist in Vorbereitung

Anders als der Arbeitstitel

Klappentext:

"Sie haben über ihn gelacht, weil er das X der Amazonen im Namen trägt. Während er lernt, mit dem Wurfbeil und dem Bogen umzugehen, entdeckt er eine besondere Fähigkeit: Die Toten reden zu ihm. Wie geht man mit einer solchen Gabe um, wenn man doch ein Mann der Waffe ist? Noch dazu ein Homsarec, einer der Mutanten, die durch besondere Wehrhaftigkeit ausgezeichnet sind, die scharfzähnig und heiß sind und niemals in Ohnmacht fallen? Das ist eine Chance, aber auch eine Last für einen Krieger. Die Welt wird transparent, er beginnt zu verstehen, wo er eingreifen darf und vielleicht muss, obwohl scheinbar alles dagegen spricht.
Dox ist ein junger Wächter, ausgebildet in der Kriegerschule der Hauptstadt, dann durch den Zaren von Nowgorod. Er arbeitet für den Dogen und für einen jungen Sultan. Und er liebt die, die er bewacht.
Mehr Informationen unter www.hausmacht.de"


Aufmerksame Beobachter werden sehen, dass die Nieten auf den Riemen ungleich verteilt sind. Nein, ich habe nicht vergessen, sie komplett  zu machen, sondern das sind Auszeichnungen für gute Leistungen mit Bogen und Wurfbeil. Der Turban ist ein sogenanntes Bluttuch, es dient dazu, ihm die Augen freizuhalten, sollte er am Kopf getroffen werden. Man beachte auch das rosa Schleifchen am Zopf. Die Fasanenfeder unterstreicht das Tigermotiv, das man auch als Stamm-Tattoo unter dem rechten Schlüsselbein sehen kann. Den Augenschutz hat er gerade abgesetzt, der sieht aus wie eine Schneebrille der Innuit. Das Gesicht ist nicht tätowiert, sondern bemalt. Er trägt die Kriegsbemalung des Tigerstammes. Diese aufzumalen ist Teil seiner mentalen Vorbereitung, und auch eine Tasse Fliegenpilztee gehört dazu. Der wirkt bei uns normalen Menschen eher einschläfernd; aber Homsarecs bringt er auf Touren.
Die Pfeile sind kurz und mit Betäubungskapseln ausgestattet, die beim Aufprall in die Haut dringen und sich festhaken; zieht man am Pfeil, löst sich nur der Schaft. Die Kapsel muss man rausdrehen. Dox ist darauf trainiert, Gegner möglichst ohne bleibende Schäden kampfunfähig zu machen. Dazu hilft auch das Wurfbeil, das vorzugsweise mit dem stumpfen Ende auftreffen soll.

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...