Tattoos -- schön und trennend

Tinte. Peikern. Tatau. Eine Tradition, mehr als eine Dekoration. Was heißt es für uns, tätowiert zu sein? Manche empfinden es als Schutz, manche genießen den Vorgang selbst und finden es schwer, aufzuhören. Manche sind glücklich, ein Bild als ständig präsente Ikone zu besitzen. Tattoos der Vergangenheit waren weniger individuell, als vielmehr ein Bekenntnis zu sozialen Zusammenhängen. Sie sind Zeichen von Identifikation und Selbstverpflichtung. Kroatische Mädchen wurden noch im 19. Jh. mit Kreuzen tätowiert, damit sie keine Muslime heirateten.
Was bedeuten Tattoos für uns heute?
In unserer Gesellschaft sind sie ausschließlich individuell. Keine Selbstverpflichtung, aber Identifikation mit einem angestrebten Stil, einer Person, einem Mythos oder Thema. Vielleicht das einer Nation, vielfach gilt das für Japan-Motive, auch ohne Teil dieser Nation zu sein. Unsere heutigen Tattoos sind frei gewählt und nur vom Tätowierten ausgewählt — üblicherweise. Sie sind damit ein Zeichen der Nicht-Bindung. Ein Tattoo, das sich in eine Tradition einfügt oder sich an einen verbindlichen Stil und gemeinsame Symbole hält, ist von Zeit unabhängig. Dein Stamm bleibt dein Stamm, deine Familie bleibt immer deine Familie. Hingegen individuell gewählte Symbole wie Comic-Helden oder Bekenntnisse an eine Einzelperson sind der Vergänglichkeit unterworfen.

Was, wenn wir uns verändern? Und wir verändern uns, wenn wir wachsen. Ich hoffe für jeden, daß er sich in einem Prozeß von ständigem persönlichen Wachstum befindet.
Wie aber kann man sich trotz der bereits unveränderlichen Festlegung durch Tattoos neu definieren, wenn man das Bedürfnis hat?
Du möchtest vielleicht Model werden. Hm, schwierig. Tätowierungen kommen eines Tages aus der Mode. Vielseitigkeit ist Trumpf.

Mein Sklave war nie tätowiert, und das mag ich. Warum?

Ich habe diese unberührte Haut immer sehr genossen, denn ich konnte sie zeitweilig nach meinem Geschmack definieren. Ich habe ihn bemalt, wie man auf dem Foto weiter unten sehen kann. Immer wieder neu, immer wieder unberührte Leinwand. Alle Möglichkeiten.
Die Art, wie die Menschen zur Zeit ihre Haut zu Markte tragen, erfüllt mich natürlich zuerst einmal aus gesundheitlichen Gründen mit Sorge. Darüber macht sich auch die Autorin dieses Artikels in der Online-Ausgabe der FAZ Gedanken. Zugetackert ist ja noch nicht einmal so schlimm. Piercings kann man rausnehmen, und die meisten wachsen bis auf eine kleine Narbe zu, und die langen Ohrläppchen des Buddha waren auch die Folge von großem und schwerem Ohrschmuck, den er als Prinz Siddharta Gotam getragen hat.
Aber eine neue Haut gibt es nicht bei Amazon zu bestellen oder gar bei ebay. Die Haut hat ein gutes Gedächtnis. Man kann das Pigment entfernen, aber nicht die Verletzung. Viele verbrauchen bereits im zweiten Lebensjahrzehnt eine so große Fläche ihrer Haut, daß ich — auch aufgrund der raschen Vergänglichkeit der gewählten Motive — jede Wette eingehe, daß die Träger ihre Bilder spätestens in sieben Jahren hassen werden.
Und das ist traurig.

4 Kommentare:

  1. sein Tattoo zu peitschen könnte noch tiefer in die Haut und damit in die Seele eindringen als Gefühle, die durch nicht tätowierte Haut eindringen. Der Körper "erinnert" sich an den Schmerz des Tätowiertwerdens, erlebt ihn vermutlich beim Ausgepeitschtwerden als Wiederholung -- Saiko.....

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  2. (diese Kommentatorin ist nicht wirklich anonym, sondern mir bekannt)

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  3. Vermutlich entsteht der Eindruck einer Barriere auch dadurch, dass ein Tattoo etwas sehr Eigenmächtiges ist, etwas, das den Träger des Tattoos als nicht devot outet. Einzig vom "Besitzer" des subs ausgewählte Tattoos stelle ich mir erotisch vor. Ute

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  4. So weit würde ich wohl nicht gehen, jemandem dann das Devote abzusprechen, denn es passiert ja nicht, um Top zu ärgern und vielleicht auch lange, bevor Top auf der Bildfläche war. Es ist eine subtile Wirkung, wie gesagt.

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