Wie man eine Herrin im Internet findet
Ein Lesebuch für FemDoms und Malesubs widmet sich der Frage: Was hat sich in den letzten 10 Jahren in der BDSM-Szene so verändert, daß es Auswirkungen auf die Partnersuche hat? Wie hat sich die Einstellung der Männer zu weiblicher Dominanz verändert? Wirkt sich die Emanzipation der Frauen so aus, daß die junge Generation der Männer neuen und leichteren Zugang zur Dominanz von Frauen hat -- oder sind da andere Kräfte am Wirken? Der Versuch einer Analyse
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Und Ratgeber 2, "Wie man eine Herrin im Internet findet"
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Leseprobe:
Sind die Damen denn aus Eis?
Man könnte fast
den Eindruck haben, wenn man sich die Sache so ansieht. Sie reagieren
meistens cool, meistens ablehnend, verteilen Körbe ohne Ende und
versteinern bei Griffen unter die Gürtellinie. Kalte Schulter? Was sage
ich! Ganze Eisberge treiben da in den Chats und verziehen keine Miene,
ob nun rostige Fischkutter an ihnen zerschellen oder Luxusliner. Sie
versenken sie mit derselben Gleichgültigkeit.
Natürlich haben
diese selben Frauen ein Seelen- und ein Sexleben. Und das ist nicht
immer großartig versorgt. Aber selbst wenn sie Mangel leiden, wird man
sie nicht in Panik erleben. Sie beklagen auch das Fehlen guter Sklaven,
sprich, sie sehnen sich nach Liebe und danach, einen Sklaven an die
Grenzen treiben und dann mit ihrer Liebe auffangen zu können. Aber er
muss es wert sein und die — wirklich nicht besonders hohen — Hürden
nehmen, die sie aufstellen.
Madame, ich denke, Ihre Geduld ist
verschlissen vom Eingehen auf die vielen Zuschriften, die sichtlich
nicht passen, die auf so frustrierende Weise merken lassen, dass der
Schreiber die Kontaktanzeige oder das Profil nicht gelesen hat. Wie soll
er mich künftig lesen, wenn er es nicht hier schon getan hat?
Viele
Männer halten diese Klage wahrscheinlich für marginal. Ich wiederhole
nur, was ich im ersten Buch schrieb. Es ist damit eher schlimmer
geworden, seit eine Zuschrift mit wenigen Tastenschlägen und einem Klick
auf „absenden“ gemacht ist, seit das Ritual aus guter Handschrift,
Kuvertieren, Adressieren, Frankieren nicht mehr nötig ist und nur selten
noch vorgenommen wird.
Ihre Einstellung, Madame, zu solchen an
Sie gerichteten Anschreiben, denen die Geltungssucht und Egozentrik
zwischen den Zeilen hervorschaut, hat sich von der anfänglichen Empörung
und dem Befremden zu Gleichgültigkeit und Verachtung gewandelt. Sie
müssen sich solche Wische gar nicht mehr genauer anschauen, auch die
Verfasser nicht. Und warum das so ist, das den Schreibern zu erklären
lohnt die Mühe nicht. Sie lassen die Mail im Datenmüll versinken.
Das
tun die Angeschriebenen auch, wenn das Profil des Absenders so gar
keine Schlüsse zulässt. Normalerweise bedanke ich mich für Komplimente,
auch von Unbekannten. Wenn das Kompliment aber mindestens zweischneidig
ist? Dass ich für mein Alter gut aussähe? Was soll ich darauf
antworten? Ich bin schon dement, ich habe vergessen zu antworten.
Auch
wenn aus dem Profil außer dem Nick nichts hervorgeht als nur, dass er
männlich ist, dann halte ich eine Antwort für nicht machbar. Und habe
auch keine Lust zu antworten.
Was machst du als Sub aus diesem
Schweigen? Es heißt schon deshalb vorsichtig rangehen, weil du im
Regelfall nur eine Chance hast. Viele von euch werden Opfer eines
k.o.-Prinzips, jeder Fehler ist der letzte. Die Aufgabe, eine Lady
richtig anzureden, erscheint dir wie das Hindurchsegeln — wie es der
kühne Seefahrer Odysseus tat —, durch das Reich der Sirenen, der Wesen
mit den verlockenden Stimmen und lieblichen Gesichtern und mit
Raubvogelfüßen.
Doch zu nah an ihnen vorbeizufahren war tödliche
Gefahr. Darum befahl Odysseus den Gefährten, ihre Ohren mit Wachs zu
verschließen, ihn selber an den Mast zu binden, und hörte die Gesänge,
ohne der Versuchung nachgeben zu können.
An den Felswänden dieser
Meerenge hängen die Leichen zahlloser Subs, die Maus noch in der
leblosen Hand, zerrissen von den wütenden Sirenen mit ihren
Greifenklauen.
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