Sonntag, 23. September 2018

Leseprobe: Der Doge und sein Tunichtgut, "Homsarecs!" Band 2

GUTE ERYNNIE, BÖSER COP


#homsarecs #gayfantasy

Wenigstens durfte Salix das Verhör beaufsichtigen, Weisung des Dogen. Auch wurde es auf Video aufgenommen, ich sah es später.
Dem Großkommissar Tarfur, einem Cro von bulldoggenhafter Statur, schien das nicht in den Kram zu passen, aber einer Weisung Seiner Exzellenz gab es nichts entgegenzusetzen.
Nun ging also die Befragung los, und es schien alles zusammenzupassen: Stalking, Geiselnahme — noch dazu im Dogenpalast —, Erpressung, Fluchtversuch. Jetzt wurde klar, dass sie Lelo der Planung eines Attentats verdächtigten. Mehrere Stunden am Stück zwiebelten sie ihn. Zugleich wurden andere Wohnungen durchsucht, in denen er sich aufgehalten hatte. In einem Zimmer wurden in Kartons verpackte Dinge aus seinem Besitz gefunden, unter anderem ein japanisches Kurzschwert, an dem sich alte Spuren von Homsarec-Blut fanden. Fatalerweise entstammten sie aber einem lebenden Körper! Wiederum passten sie nicht zu dem Opfer des Banketts. Keine Frage, das hatte schon einmal einem Angriff gedient, aber wenn er es noch hatte — sollte dieses für einen Anschlag auf den Dogen benutzt werden? Vieles wies auf aggressive Absichten — oder konnte so zusammengereimt werden. Auch Lelo hatte keine Erklärung für dieses Stück, es sei ihm untergeschoben worden, wiederholte er verzweifelt. In einer Wohngemeinschaft ist doch alles allen zugänglich!
Tarfur, Großkommisar der Kriminalpolizei, wohl der schärfste Hund der Sukenter Wachorgane, kochte ihn weich.
Lelo stritt ab, versuchte, die Beschuldigung zu widerlegen, er hätte einfach nur unüberlegt gehandelt, er hätte nur weg wollen, die Isolation auf Torquato, die arroganten Mädchen, denen er die Wäsche waschen und deren Kritik an seiner Kochkunst er sich jeden Tag anhören musste…
Satz um Satz schlug ihm Tarfur um die Ohren. Lächerliches Gewäsch, erstunken und erlogen, dieses harmlose Getue, dabei sei er ein ganz ausgekochter und kaltblütiger Verbrecher mit klar bewusster krimineller Obsession. Von wegen verrückt, Kunkamanito soll das schnell vergessen. Da ist nichts, was seine Schuldfähigkeit mindert.
Salix versuchte, ihn zu bremsen. „Sie unterstellen ihm, er hätte den Dogen umbringen wollen? Haben Sie je erlebt, dass ein Homsarec einen anderen getötet hat?“ fauchte sie.
Tarfur schien es zu hassen, wenn ihm eine Frau in die Parade fuhr. „Weiß man’s?“ gab er zurück, „es gibt für alles ein erstes Mal. Und jetzt halt dich raus, Weib. Siehst du nicht, dass wir ihn fast soweit haben?“ Salix zog sich mit einem halblaut gemurmelten „blöder Macho!“ zurück auf den Stuhl in der Ecke des Raumes und beobachtete weiter.
Tarfur beugte sich über Lelo, der schon aschfahl und verkrampft dasaß und sich kaum aufrecht hielt, und schrie ihn an: „Dich krieg ich klein! Und wenn wir weitermachen, bis du tot umkippst. Das würde ich billigend in Kauf nehmen. Noch mal und so oft du willst: Was wolltest du von dem Dogen? Willst du uns erzählen, du bist in ihn verknallt wie ein Teenie in einen Rockstar?“
Da brach Lelo zusammen, käsig blass, die Tränen liefen über sein Gesicht, und er atmete so lange nicht, dass Salix schon anfing, Befürchtungen zu hegen, dann aber sog er laut und mit den Zähnen klappernd die Luft ein. Ein Cro wäre schon bewusstlos gewesen.
Nun hatte Salix genug. „Schluss jetzt!“ rief sie und klingelte nach der Wache.

Freitag, 21. September 2018

Über Lelo


Sie tranken Tee im Salon seiner Wohnung im Palast.
Dar­jeeling.
„Und was ist mit Isegrim?“ fragte sie, „wie geht es ihm? Sie sehen ihn doch regel­mäßig, mein Doge?“
„Lelo. Mein Schmerz im Arsch.“
„Exzellenz!“
Er schlug mit der Faust auf das Polster des Sofas, auf dem er saß.
„Wie kann man so ein Idiot sein.“
„Er dachte, er hilft.“
„Er dachte gar nicht. Das ist das Schlimme bei diesem Menschen, er denkt nicht.“

#homsarecs #gayfantasy 

Freitag, 14. September 2018

Aus den Apokryphen


Kodutu der Schamane
Ein im e-Book nicht veröffentlichter Auszug aus Band 1 der Homsarecs!-Trilogie beschreibt, wie Isatais Frau Kirli zur Schamanin wird. Sie selber hat ihre Berufung erkannt; der Schamane Kodutu, der eigentlich einen Mann zu seinem Nachfolger machen wollte, ist davon nicht so begeistert.
____________________________________

Inzwischen war die Landkommune eingetroffen. Ein Schaf hatten sie auch an Bord. »Ihr habt ein Schaf bestellt, richtig? Und wir haben davon so wenige«, klagte Kintyel, »Schweine hätten wir euch genug bringen können, keiner bestellt mehr was davon.« Die Schweine kriegten allmählich Gnadenkartoffeln, erzählte er, sie blieben relativ schlank und erreichten ein biblisches Alter, »wenn das so weitergeht. Anscheinend haben wir nur Vegetarier als Könige.« Es mußte ein Schaf sein, sagte Kodutu, eigentlich ein Rentier, aber das konnte an ja vergessen, hier eins aufzutreiben. Was habt ihr überhaupt? Am Nötigsten fehlt es.
»In ein paar Tagen mache ich weiter«, sagte Sinteska, »jetzt muß ich erst Kirli helfen, die Heilige Krankheit durchzumachen.«
»Und was heißt das?«
»Nun, sie wird ein paar Tage wie tot daliegen, dabei tritt Blut und Wasser aus der Haut, siehst du, das fängt schon an. Dann werden die Geister sie in Stücke schneiden. Sie opfert sich ihnen bewußt. Sie werden vielleicht ihr Fleisch kochen, vielleicht roh essen ... Wir werden es ja gewahr werden, das weiß man nie vorher. Jeder Schamane macht das durch.«
»Wozu mußten wir denn das Schaf mitbringen?«
Dieses wurde eben von der Ladefläche geführt.
»Es soll verhindern, daß die Geister jemanden im Hause zum Opfer nehmen. Es muß an der Außenwand des Zeltes angebunden werden. Niemand darf zwischen Kirli und dem Schaf durchgehen. Ein Kind, das noch virgo ist, soll ihr Trinkwasser reichen. Das ist alles.«
»Deshalb mußten wir Lakota mitbringen, nicht wahr?«
»Richtig.«
Die ‘Bauern’ hatten Heu mitgebracht. Hieraus und mit alten Decken wurde für Kirli ein Lager im Zelt bereitet. Sie legte sich nackt darauf und ließ sich mit Lumpen zudecken. Ihre Klause war das besagte Tipi aus hellem Segeltuch. Drinnen herrschte ein mildes Licht. Es war auch möglich, drinnen ein Feuer zu unterhalten. Das tat Sinteska, wenn er fand, daß es der werdenden Schamanin zu kalt wurde. Draußen war das Schaf angebunden. Es blökte nach seiner Herde. Mir kam es vor, als ahne es Gefahr.
Es war auch in Gefahr. Am nächsten Abend -- Kirli lag schon seit vierundzwanzig Stunden in diesem todähnlichen Schlaf -- sagte Kodutu, die Geister würden das Opfer wohl annehmen. Das Schaf stand da, ließ den Kopf hängen und fraß nicht.
Am Morgen schaute Isatai nach Josef.
Er war nicht in seinem Zimmer. Isatai rannte durch den ganzen Garten und fand ihn zwischen dem Tipi und dem Schaf, wo er seine Morgenmeditation durchführte. Er hatte einen Teppich auf den Boden gelegt, darauf ein Kissen, vor sich ein niedriges Tischchen mit dem Text, den er also seit aller Morgenfrühe da gelesen hatte. Das Schaf graste friedlich an etwas längerer Leine.
Offenbar waren Isatais Schritte gehört worden. Kodutu kam aus dem Tipi und sah Isatai, der auf die Szene wies. Kodutu schoß auf Josef los und schrie: »Wirst du gleich da weggehen, verrückter Pais! Der Platz ist gefährlich!«
Josef öffnete halb die Augen und sagte in Lingo Real: »Stör’ mich nicht.«
»Komm da weg«, bat nun auch Isatai, der den Gast nicht ärgern wollte und fürchtete, es sei wohl doch nicht ungefährlich, gerade dort zu sitzen.
Schließlich, als er selber befand, es sei Zeit, öffnete Josef die Augen ganz.
Völlig ungerührt von der Anwesenheit der beiden irritierten Männer griff er nach einem Knochenhorn, das er sich wer weiß wie beschafft haben mochte, und ließ einen hohlen, klagenden Ton erschallen, der selbst dem Schaf durch Mark und Bein zu gehen schien.
Dann ergriff er seine Trommel und seine Glocke und sang ein monotones Ritual. Schließlich rammte er einen Stock in die Erde, wo er gesessen hatte, und befestigte daran eine mit Gebeten bedruckte Fahne, die im kräftigen Wind gen Schaf flatterte. Das Schaf erholte sich. Josef ging es prima. Kodutu murmelte: »Er ist verrückt, er ruft die Geister!« Er verschwand hinter dem Rhododendron, versenkte sich in eine Trance und kam mit der Auskunft zurück, die Geister hätten ihr Opfer erhalten, es habe im Phantomkörper eines achtzehn Jahre alten, blonden Fürstenkindes bestanden und habe sehr gut geschmeckt. Nun war Kodutu voller Sorge, Josef könne davon krank werden, aber der lachte und sagte: »Was man verschenkt, das wird einem nicht mehr gestohlen.«
Kodutu schüttelte den Kopf und sagte irgendwas Skeptisches über seine Befähigung als Schamane, und er solle wohl in Rente gehen.
_________________________________________


https://www.schlagzeilen.com/de/shop/113/113-434/homsarecs.htmDie Fakten über Schamanen-Werdung sind der ethnografischen Fachliteratur entlehnt. Quellen: Findeisen, Bogoras, etc.
Die Rolle, die Josef einnimmt, fasst kurz den Unterschied zwischen dem Schamanismus und dem buddhistischen Chöd-Ritual zusammen, in dem an die Stelle des Tieropfers ein visualisiertes Selbstopfer tritt. Dieser Gedanke ist für die weitere Romanhandlung von entscheidender Wichtigkeit.

Mittwoch, 5. September 2018

Ein neuer Charakter

Ich dachte, es wird furchtbar. Mein Herr hat Dox auf mich losgelassen, den ich gar nicht mochte. Und dann sah ich seine Schönheit, Dox ist einer der hübschesten Menschen, die ich kenne. Und ich fragte mich, ob ich süchtig nach Schönheit bin, dass dies alle anderen Eindrück fortzuschwemmen vermag... Dox hatte keine leichte Aufgabe. Mein Herr hat mich gezwungen, meine Antipathie zu überwinden und ihm zu gehorchen, indem ich Dox gehorche. Ich fühlte die Leidenschaft, ich glaube, Dox liebt mich. Er hat es mir nicht leicht gemacht.  Als ich ihm das erste Mal begegnete, war ich noch ganz wütend und traurig und gedemütigt, und er schlug mir so locker vor, eine weitere Demütigung folgen zu lassen. Ihm hätte der Anblick meiner Bestrafung gefallen. Ob ich sein serf werden wollte? Ich fragte mich jetzt, ob er das ernst meinte. Mir kommt der Verdacht, das sei so ein Spiel von ihm. Dox hat sich so großspurig über meine Bedürfnisse und Wünsche hinweggesetzt. Ist das nun empörend oder irgendwie geil?

Zur Zeit in Bearbeitung:
Gekürzte und inhaltlich überarbeitete Ausgabe


Isegrims Tagebücher -- Der Menschenfresser Besserung
Homsarecs 3 

#homsarecs #gayfantasy 

Training im Park


‚Beilwürfen ausweichen’ ...

...war der geplante Lernstoff für heute. Aber vorher Aufwärmen durch Runden um den Park. Wenn ich versuchen würde, meinem Herrn wegzulaufen? Ich bin so viel jünger. Und gut im Training. Ich drehe auf.
Mein Herr bleibt auf gleicher Höhe. Schaut mich streng an: „Was hast du vor?“
Ich sehe ihn provozierend an und steigere mein Tempo. Er hält mit. Er schaut mich so an: ‚willst du das wirklich? Bist du sicher, dass die Konsequenz schön wird?’
‚Nur zu’, denke ich, ‚stopp mich doch.’
Er hält kurz bei der nächsten Runde an der Bank, ich sehe nicht hin, küßt er Phlox? Oder sagt er ihr was ins Ohr? Er läuft weiter, ich habe großen Vorsprung, aber da höre ich schon wieder seinen Atem hinter mir, fauchenden Atem, bösen Atem. Ich sehe ihn im Augenwinkel überholen. Wie hat er das gemacht, der Alte? Und — Moment, blutet er? Ich habe eine Sekunde lang Angst, er macht sich vielleicht die Lunge kaputt, wie es gelegentlich bei alten Homsarecs passiert. Nein, es ist ein Kriegerkuss!(1) Und er langt nach mir aus, während er auf gleicher Höhe bleibt! Mich erwischt eine Kopfnuss.
Ich renne weiter ohne zu denken. Kriege Angst, dass er mich töten wird, so böse sieht er aus. Langweilig ist anders.
Er macht einen Satz, kriegt mich am Arm und reißt mich zu Boden, schlägt mich brutal auf Oberschenkel, Hintern und Oberarme. Ich habe keine andere Lösung, als mich zusammenzurollen wie ein Igel unter den Attacken eines Fuchses. „Was fällt dir ein!“ schreit er mich an. Phlox (2) schwebt mit einigen schnellen Schritten zu uns herüber und postiert sich, ohne einzugreifen. Falls Passanten denken, dass da ein Wehrloser von einem ausgeflippten Homsarec brutal zusammengeschlagen wird.
Zum ersten Mal sehe ich ihn so in Aktion, ohne selber in Joy de Guerre zu sein. Und ich will auch nicht in Joy kommen. Ich weiß nicht, wie sehr das hier eskalieren könnte, wenn ich auch in Joy ginge.
„Und? Wehrst du dich nicht?“ schreit er. Seine Lippe blutet.
„Nein! Gnade!“ wimmere ich. Will mich nicht wehren, will nicht den Mann schlagen, den ich liebe, und schon gar nicht den Dogen, den ich auf der höchsten Respektstufe anrede. Mag er mit mir tun, was er will.
Er hört auf, setzt sich auf eine Bank und wischt sich das Blut vom Mund.

(1) Sie beißen sich vor Kämpfen gegenseitig ins Ohr oder Wange, weil sie das sofort in den kriegerischen Rausch -- Joy de Guerre -- versetzt und ihnen mehr Kraft und Tempo gibt
(2) Phlox ist eine Amazone, die als Bodyguard mitgekommen ist


Isegrims Tagebücher 

#homsarecs #gayfantasy 

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...