Inbegriff des Lohn-Strafe-Systems: Der Weihnachtsmann. Mein Fingerzeig fragt, ob der mich denn einfach hochheben darf?? |
Gedanken zum Thema
"Autistische contra neurotypische Kommunikation"
Warum wird es als feindlicher Akt betrachtet, wenn man die Äußerungen anderer nicht wahrnimmt, wie es kürzlich in einer Gruppe passierte? Die Frage war, ob wir unsere Mitmenschen lesen können, und meine Antwort war, dass ich die Missbilligung anderer meist nicht wahrnehme und darüber eher froh bin.Überraschenderweise kam eine scharfe Replik, geradeso, als hätte ich mich bewusst verweigert.
Was passiert, wenn man Aussagen nicht versteht?
Oder gar, wenn man sie nicht wahrnehmen will?
Die Falle der emotionalen Erpressung schnappt dann nämlich nicht zu.
Gegenseitige Kontrolle auf einer halbbewussten emotionalen Ebene funktioniert unter den meisten Menschen auf der Ebene von verbalen Lohn- und Strafe-Systemen. Diese werden einzig durch Subtext, Tonfall und Mimik kommuniziert. Das geschieht auch, während vielleicht über ein banales Thema gesprochen wird. Das Thema ist somit lediglich eine Schiene, auf der die eigentliche Mitteilung von A nach B fährt. Es findet also eine Art Breitband-Kommunikation aus allen verfügbaren Signalen statt.
Nun gibt es aber auch eine sehr menschliche Neigung, mit anderen Menschen nicht nur unverbindlich zu kommunizieren, sondern sie in ein Gefüge von emotionalen Verbindlichkeiten einzubinden, auch wenn es sich nicht um eine Liebesbeziehung handelt.
Die eigentliche Mitteilung ist eine Verheißung von Belohnungen. Sie dienen als Lockmittel und Einladung, versprechen Zuwendung und emotionalen Schutz, sind aber auch Machtmittel, indem sie auch bei Wohlwollen die Gefahr des Entzuges signalisieren, weiter noch, sie arbeiten mit dem Druckmittel des angedrohten und dann ausgeführten Liebesentzugs. Im schlimmsten Fall wird das Fehlverhalten des Opfers durch Drohen mit Abbruch der Beziehung bestraft. Diese Druckmittel funktionieren besonders gut bei Menschen, die ein großes Bedürfnis nach Harmonie und Bestätigung haben, die auch große Anstrengungen machen, die Anbieter dieser emotionalen Geborgenheit zufriedenzustellen und die sehr pflichtbewusst sind. Gerade solche Menschen sind in Gefahr, auf diese Weise in eine Situation von emotionalem Missbrauch zu geraten, denn sie wollen alles richtig machen.
Wenn Empfänger (E) diese Signale nicht oder nur sehr unvollkommen oder falsch wahrnehmen, steigen sie natürlich nicht auf diese Einladung ein, weil sie sie nicht als solche erkennen, trotz der darin enthaltenen Verlockungen. Sie halten sich an den reinen Wortlaut des Gesagten, während für den Breitband-Sender (S) selbstverständlich ist, dass seine Signale alle ankommen.
Sie tun es bisweilen nicht.
Das kann zwei Gründe haben. Der eine ist, dass E den Subtext tatsächlich nicht wahrnimmt. Das ist das Haupterkennungsmerkmal von Menschen im autistischen Spektrum.
Der zweite Grund kann sein, dass E solche Signale zwar wahrnimmt, aber sie falsch deutet und darum beschließt, sich nicht mehr auf diese zu stützen. Das ist ebenfalls beim autistischen Spektrum möglich. Zu diesen zählt sich die Schreiberin dieser Zeilen.
Sie hat einst erkannt, dass sie die Wahl zwischen Paranoia und eingeschränkter Wahrnehmung hat. Sie hat sich dafür entschieden, sich lieber für doof halten zu lassen, als sich in einem Geflecht von Deutungsversuchen zu verstricken, die sie ohne Hilfe anderer nicht verifizieren kann; aber wer unter den vielen, die solche Geflechte emotionaler Abhängigkeiten errichten wollen, sind eine verlässliche Hilfe für eine solche Verifizierung? Selbst Lehrer und Eltern, Geistliche und Therapeuten sind mehr oder weniger daran interessiert, einen Menschen, der um Hilfe ersucht, in das eigene Machtgefüge einzuordnen.
Darum stellt der NT-Sender verärgert fest, dass ein Teil seiner Mitteilung nicht angekommen ist, und fühlt sich ignoriert; teils ist das auch so, weil die Anstrengung, das Gegenüber zu bestricken und zu faszinieren, nicht funktioniert hat.
Der Empfänger verweigert sich also. Und ehe der Empfänger es begriffen hat, ist er bereits als unfreundlich abgestempelt. Das lag keineswegs in E's Absicht, E hat lediglich auf einer Schiene kommuniziert und sie für die Hauptbotschaft gehalten, die eine Sachaussage enthalten hat. S nimmt diese Aussage jetzt persönlich, weil S nicht glauben kann, dass E rein auf die Nebensache reagiert, aber die Hauptsache ignoriert hat. Doch ist es so. S sendet auf der Hauptleitung, E antwortet auf der Nebenleitung; das Ergebnis ist Zorn bei S, der sich ignoriert fühlt und eine emotional befriedigende Antwort erwartet hat, während E das Problem nicht versteht, das S mit seiner Antwort hat.
S ist jetzt schon so verärgert, dass S alles negativ auslegt, was E noch dazu sagen kann. S ist also in die Falle gegangen, die S selber für E aufgestellt hat, nämlich ein emotionales Machtgefüge aufzubauen. Da E nicht auf dieses einsteigt -- erst deshalb nicht, weil E es nicht bemerkt hat, später vielleicht, weil S sich in seinem weiteren Verhalten als Fallensteller geoutet hat und E jetzt erst recht keine Lust hat, sich in das Lohn-Strafe-System zu verstricken --, reagiert S mit Ablehnung und Schärfe. S wirft E Mangel an Empathie vor. E, wenn in der Lage, dies zu durchschauen, ist erst gekränkt, weil das ja immer kommt, wenn diese Art von "Enttäuschung" vorfällt, fragt sich dann aber, warum eigentlich S in dieser Position der Stärke eigentlich Empathie braucht. Dann kommt E der Verdacht, dass es für S eine schmerzliche Erfahrung ist, wenn jemand sich nicht in sein/ihr emotionales Gefüge begibt. E erkennt: Ich bin nicht darauf eingegangen, mich in diese Konstruktion einordnen zu lassen, die S so viel Sicherheit und Befriedigung gibt. Meine Sicherheit finde ich in der Versachlichung.
Dafür gibt es laut S nur eine Erklärung: Herzlosigkeit.
Dieses Wort kenne ich von meiner Großmutter. Sie benannte es so, wenn jemand sich ihr widersetzte, und sei es aus den besten Gründen. Die sanften DiktatorInnen -- vor allem Frauen! -- sind sehr gekränkt, wenn man nicht auf ihr Diktat einsteigt. Sie können Augenhöhe nur als Konkurrenz empfinden. Freundschaft kann es nur geben, wenn man sich ihrer fürsorglichen Mama-Tyrannei ergibt. Schon eine andere Meinung kann bei S eine giftige Reaktion auslösen. Versachlichung ist per se eine Feindseligkeit. Und da ja Autisten keine Befähigung zur Empathie haben, wie die meisten NT nachbeten, darf man ja ruhig auf ihnen herumtrampeln und ihnen Mangel an Empathie vorwerfen.
Wie empathisch ist das denn?
Das ist mein Versuch einer Erklärung, warum ein Zusammentreffen von Autisten und Narzissten früher oder später in einer Katastrophe endet.
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