Wer sich in irgendeinem Charakterzug in einer Minderheit befindet, der sucht in gleichartigen Menschen seine Familie. Das kann sein, weil es sich um positive Erfahrungen handelt, die man mit Gleichgesinnten teilen möchte, wie es bei spirituellen Gemeinschaften ist, die aus gleichen Erfahrungen schöpfen. Bindend ist hier nicht nur das gleiche oder vergleichbare Denken, wie wir es bei politischen Parteien finden. Es sind vielmehr die gleichen Erfahrungen, die eine noch stärkere Verbindung schaffen. Das ist so bei Meditationspraxis, die mehr anspricht als den reinen Verstand; das ist umso stärker da, wo die Triebebene mit eingebunden ist, die die Gemeinsamkeit auf mehreren Ebenen erzeugt: auf der Verstandesebene, auf der emotionalen, der sozialen Ebene und sexuell.
Man stelle sich vor, wie intensiv eine Beziehung wird, die alles das einbindet. Man teilt ähnliche Gedanken, man verliebt sich, man verbringt gemeinsam Zeit, man hat eine sexuelle Beziehung. Und dann habe ich noch eine Komponente hinzuzufügen, nämlich das Machtgefälle, das eine weitere Bindung bedeutet.
Wie könnte ich das alles aufgeben? Das müsste ja ein Loch in mich reißen. Eins davon, ja, das wäre möglich (einige von uns geben ja erstmal die Verstandesebene auf, hihi), wir können das Emotionale reduzieren und spielen, ohne uns zu verlieben -- nicht immer machbar --, wir können das Sexuelle in den Hintergrund treten lassen, vielleicht, wenn wir älter werden; und dann stecken wir auch noch in einer sozialen Verbindung, die nur dann einigermaßen stabil ist, wenn sie aus zwei Personen besteht. Sobald dritte und vierte Personen in das Gemenge eintreten, kommt Dynamik in die Sache, und das ist nicht nur für die Beteiligten interessant.
Da wird man dann unter die Lupe genommen, und die "Szene" entwickelt vor allem bei spannenden Entwicklungen eine große Beobachtungsgabe. Die Fantasien anderer haften sich an die Situation und lassen eigene Filme ablaufen, die nicht viel mit dem zu tun haben müssen, was wirklich passiert.
Wie können wir verhindern, dass da Monster entstehen?
Wir müssen ein anderes Bild von der "Familie" bekommen. Nicht alle, die freundlich sind, sind unsere Freunde. Nicht alle, die nett zu uns sind, wollen wirklich unser Glück. Manche wollen das ehrlich. Von diesen wissen nicht alle, was unser Glück wirklich ist.
Wir wissen es selber auch nicht immer.
Manchmal passieren Dinge, die zunächst sehr schmerzlich sind und dann doch zum Guten ausgehen. Manchmal will jemand einen Keil zwischen andere treiben und erreicht doch nur, dass sie sich versöhnen. "Ich bin ein Teil von jeder Kraft / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft."
Dennoch hätte soziales Fasten in dieser vorösterlichen Zeit uns möglicherweise ganz gut getan.
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