Das mittlere Bild in der oberen Reihe auf dem Rücken des Bandes II der "Homsarecs!" (im vorigen Posting) ist nicht kaputt, wie man
denken könnte, sondern nur etwas ungewöhnlich, es zeigt eine Amazone mit
Vitiligo.Und da es sich um ein Märchen handelt, verliebt sich einer der
Helden gerade deshalb in die Bogenschützin mit dem Leopardengesicht, die
in dieser Geschichte eine der 100 wichtigen Rollen spielt.
Was
mache ich mit diesen Romanen eigentlich? Ich will eine Welt der Dominanz
und Hingabe schildern, die sich aus einer gewissen — wie ich es sehe —
festgefahrenen und ritualisierten und katalogisierten BDSM-Folklore zu
lösen versteht. Ich will eine Vielfalt von Farben, Materialien und
Charakteren, dazu will ich die von der Realität abgelöste und zum
Selbstzweck erstarrte BDSM-Sexualität wieder an lebendige Situationen
anbinden.
Mir ist die Lacklederlatexgummikettenwelt öd geworden. Ich mochte sie nie sehr. Die enge Palette, die praktisch nur Schwarz, Rot und Silberfarben enthält, kotzt mich an. Ich will neue Ikonen schaffen, will an die Umwertung aller
Werte erinnern, die mir selber beim Coming Out so enorm geholfen hat.
Cochise findet Spex schön, weil sie einmalig ist und weil er sie mit
anderen Augen sieht als die, die sich an Normen orientieren.
Wir sind dabei, einen Katalog neuer Normen einfach zu akzeptieren — das heißt: Ich tu's nicht. Ich beschreibe eine Gesellschaft, deren Normen im stetigen Wandel sind. Was einst üblich war, weil es alle taten, ist nun verboten, weil der Schaden erkannt wurde, den es bringt. Wirkliche Strafen werden verhängt, die Grenzen zwischen Painplay und echtem Leiden verlaufen immer wieder anders. Menschen und Homsarecs versündigen sich, büßen und verändern sich. Machtgefälle ist ihre Lebensform und erzwingt ganz andere Verhaltensweisen (Ehemänner siezen ihre schwangeren Gattinnen, der Doge steht auch mal nackt vor dem Parlament, Strafgefangene werden mit viel Liebe behandelt) und was dergleichen Eigenarten mehr sind. Ich bewege mich in einem gedanklichen Experimentierfeld, das BDSM zu einem kollektiven und umfassenden Lebensstil ausweitet, ohne aber eine Verlängerung der üblichen SM-Fickparadiese zu sein, wie erotische Fiktion es sonst oft ist.