Was für ein komplexes Thema! Der Buchmarkt -- vor allem im Selfpublishing-Bereich -- ist kaum noch überschaubar, und da tummeln sich alle Qualitätslevels. Und da haben nicht nur die schwulen Leser und Autoren Grund zur Klage. Das Thema erreichte mich innerhalb eines anderen Genres, nämlich BDSM. Plötzlich brach der Hype aus, nachdem ernsthafte Own-Voice-Literatur aus diesem Bereich ein relativ abgeschlossenes Nischendasein geführt hatte. Und ja, ich betrachte meine Veranlagung und Lebensweise als dominant-sadistische Frau als vergleichbar. Auch das eine Art Own-Voice. Und dann bricht Limonadenliteratur über das ahnungslose Publikum herein und macht so ziemlich alles falsch. Man könnte sich die Finger wundschreiben darüber, wie sich diese Soap zu gelebtem BDSM verhält, was ich nach 22 Jahren mit einem submissiven und bisexuellen Partner wohl kann. Und während die Klischees über Schwule noch zwar ärgerlich und vielleicht sogar für die weitere gesellschaftliche Emanzipation schädlich sind, sind Fehler im BDSM unter schlechtesten Umständen sogar tödlich. Die Zahl von autoerotisch strangulierten Opfern belegt das.
Wie kann aber eine solche Literatur, die von der gelebten Wirklichkeit abweicht, so mächtig werden? Das ist die unheilige Allianz von AutorInnen, die zwar nicht die Wahrheit, aber das romantische Gefühl der Leserinnen treffen. Ihr Beifall und die Aktivitäten der AutorInnen schaukeln sich gegenseitig hoch: Der 50-Shades-Effekt. In ihren Portalen feiern sie sich gegenseitig und belohnen die sowieso schon Erfolgreichen noch einmal durch sinnlose Votings.
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