Montag, 8. Juni 2020

Mal wieder 'ne kleine Leseprobe!



Aus: "Homsarecs! Band 4: Tiger jagen allein"

Ich bestellte eine Barke und brachte Prinz Sevgi zurück zu Fort Nox, jetzt, im Schutz der Dunkelheit, ließ ich die kürzere Strecke fahren. Er bedankte sich ungewohnt herzlich, indem er mich fest in die Arme schloss und mir ins Ohr sagte, Freunde hätte er jetzt nur noch hier, wir seien nun seine Familie. Ich fühlte seinen warmen, weichen Körper, roch sein Mandelöl, mit dem er seine Haare pflegte, fühlte, wie er sich bog, um sich an mich zu schmiegen. Ja, die kommende Nacht würde er allein verbringen, denn Ainu war ja mit Heathea in die Berge nach Rocca Genziane gefahren...
»Darf ich mit zu euch kommen?« hauchte er in mein Ohr, und seine Armmuskeln spannten sich stärker an, »ich ertrage es nicht, jetzt allein zu sein.«

Noch einmal quer durch die Stadt vom Nordende zum Südende. Nun gut. Der Zar bezahlt es. Ich setzte mich zum Prinz in die kleine Holzkabine und hielt seine Hand. Sie war etwas kalt für jemanden von uns. Ja, er litt.

Als die Barke den schmalen Kanal verließ und nach Süden abbog, um Kurs auf Dorsoduro zu nehmen, schlug ich den Vorhang zurück. Das Licht vom Ufer ließ seine Augen pechschwarz glänzen. Er beugte sich zu mir und küsste mich, zog mich an sich, atmete an meiner Wange, indem er meine Lippen mit seinen festhielt. So sehnsüchtig, so gierig... Mit einem Mal fiel ich zurück in das Verlangen, das ich fühlte, als Purix in meinen Armen lag und sich mir verweigerte.

»Der Zar und ich...« begann ich.

»Ja, ja, ich weiß!« unterbrach er mich, »verzeih, es war ja nur ein Kuss, ich wollte doch gar nicht...«

»Ich schon», entgegnete ich und verhinderte, dass er sich aus meinen Armen wand, »aber ich hintergehe meinen Zaren nicht.«

»Nein, das sollst du nicht.«

Er verstummte.

»Du wirst nicht allein sein heute Nacht«, erinnerte ich ihn.

Er fügte sich.

Der Zar wartete im Wohnzimmer auf mich. Er hörte Radio, falls es neue Nachrichten geben würde. Er schloss Sevgi in die Arme, dann mich. »Schön, dass du mitgekommen bist«, sagte er, und dann machten wir es uns alle drei im großen Bett meiner Mutter bequem. Sevgi lag zwischen mir und meinem Meister, meinem Herrn, meinem Geliebten. Der Zar beugte sich über ihn und küsste ihn.

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