Samstag, 4. Juli 2020

Mama holt uns von der Party ab


Purix

Aber nun wurde es nötig, dass ich mich ein wenig um Purix küm­merte, denn ihm war schwindelig und übel. Und auch mein Körper verarbeitete die Droge nicht wie gewünscht. Irgendwelche spannenden bunten Bilder wollten nicht so recht kommen. Also führte ich Purix hinaus in die frische Luft, winkte den Tischgenossen zu; jemand sagte: »Ihr kommt aber nachher wieder herein, es ist wichtig, dass wir jetzt zusammenbleiben, wenigstens diese Nacht...«
Wir beide verspürten jedoch den Wunsch, nach Hause zu fahren. Nur: wie? Niemand schien aufbrechen zu wollen, und eine öffentliche Barke war nicht Sicht.
Oder doch? Dort, im Schatten der Sträucher, dümpelte ein Boot. Und eben, als wir auf den Steg traten, den ein Windlicht schwach erhellte, stand jemand auf und bewegte das Ruder, und ich erkannte meine Mama. »Hab ich euch, ihr Lümmel! Los, rein ins Boot!«

Der Katzenjammer

Nichts, was ich lieber tun wollte. Sie kam längsseits. Ich half Purix hinein, der auf das Kissen plumpste; dann stieg ich hinterher. Das Schwanken fing ich ab, indem ich noch am Pfosten festhielt, dann setzte ich mich neben ihn.
Ein paar Ruderschläge weit hielt er seine Übelkeit noch unter Kontrolle, dann aber lehnte er sich mit der gebotenen Vorsicht über die Reling und beschenkte die Lagune.
Von diesem Anblick kam es auch mir hoch, und ich tat es ihm auf der anderen Seite nach. Was meine Mutter zu einer Spottrede veranlasste: »Die Prachtgondel wird von zwei anmutigen gotischen Wasser­speiern in exakt spiegelgleicher Haltung flankiert...«
»Och, Mama!« brach es aus mir hervor, »uns geht es echt nicht gut, und jetzt machst du dich noch lustig...«
»Gut, dass du es erwähnst«, stieg sie drauf ein, als hätte sie es erwartet, »Purix, möchtest du heute Nacht bei uns schlafen? Ich habe mit deinem Papa telefoniert, der Weg zu euch hinaus wäre zu weit.«
Sie schwieg eine Weile und ließ ihre Worte wirken. Wir antworteten nicht, teils aus Verlegenheit, aber auch aus Elend. Also fügte sie hinzu: »Morgen steht ein Besuch beim Doktor auf dem Plan, das ist mit ihm schon abgemacht, und die Schule gibt euch frei.«
Boah! Mama!
Sie hat wieder alles im Griff, sogar meinen Freund, und den habe ich ihr noch nicht mal vorgestellt.

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