Sonntag, 28. Juli 2019

Picknick bei Heathea: In der aktuellen Ausgabe der SCHLAGZEILEN.COM



Wir signalisieren einander Absichten durch die Menge der Kissen, die wir anhäufen lassen, und wer seinem Sklaven befiehlt, mehr Kissen im Rücken eines Gastes aufzuhäufen als nötig, der wird schon recht deutlich. Der Gast kann solche Ambititionen abblocken, indem er dem eigenen Sklaven befiehlt, die Kissen fortzuräumen, oder, noch deutlicher, indem er es dem gegnerischen Sklaven oder der Sklavin befiehlt.
Heathea aber ließ sich drauf ein, sich von Saiko polstern zu lassen. Und so erklärt sich auch die Redewendung ‚jemanden übers Polster ziehen‘. Das hieß, man griff sich den Sklaven, der hinter einem in den Kissen wirtschaftete, und zog ihn zu sich.
Die Einwilligung war durch die Situation bereits gegeben.
Und so griff sie sich Saiko, obwohl ihre Blicke dauernd auf mir geruht hatten, und legte ihn sich quer über den Schoß...
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Im Schlagzeilen-Heft Nr 171 auf S. 8  geht es weiter!
Picknick bei Heathea: In der aktuellen Ausgabe der SCHLAGZEILEN.COM
Illustrationen stammen ebenfalls von der Autorin, sind aber im Heft nicht enthalten.
Mehr Zeichnungen aus dieser Serie: Auf der Galerie meiner Homepage http://www.hausmacht.de

Samstag, 20. Juli 2019

Der siamesische Zwilling Eszett und seine Ursprünge

Die Reformer versprachen, nur die Schreibung werde sich ändern, nicht die Sprache. Heute, da sich eine Generation an neue Schreibungen gewöhnt haben, zeigt sich, dass die Sprache Veränderungen erfahren hat. Und sie sind nicht zum Guten.
Die erste Folge ist eine verstärkte Abkoppelung von den Schreibweisen der Nachbarn.
In der Schweiz hat man sich für den Wegfall des ß entschieden und ersetzt durchgehend durch Doppel-S. Diese Abschaffung zog sich von 1938 bis 1974 hin. Diese Abschaffung ist natürlich logisch in einem Land, das neben dem Deutschen auch die italienische und französische Sprache in Teilen der Bevölkerung gebraucht. Es scheint bestens zu funktionieren.
Manche sind der Annahme, das ß verdanke sein Dasein der Unterscheidung von langen und kurzen Vokalen, doch ist das ein Irrtum.
Sagten wir denn vorher Kuuuß oder Schluuuß? Lautet es nicht in manchen Mundarten daaaß und Spass? Nein, die Funktion des ß ist nur in Ausnahmefällen Anzeiger von Lauten, sondern es ist in erster Linie:
* eine Kombination aus langem S und rundem S *.

Es hatte vor allem in der Fraktur eine wichtige Aufgabe, nämlich lange Wortkombinationen auch ohne Trennzeichen in sinnvolle Abschnitte zu gliedern, wie Schlußappell, Flußschleife, Paßvergehen oder Fraßfeind. In der Antiqua und Grotesk, wie wir sie heute gewohnt sind, ist das natürlich nicht so wichtig wie in einer Frakturschrift, so dass wir die Bedeutung des Schluss-Signals durch das runde S vergessen haben.
Es wäre also an der Zeit, ganz auf das ß zu verzichten und uns der schweizerischen Schreibung anzupassen. Das wäre ein schönes Signal des Internationalismus, eine Erleichterung für die Schreibung, und vor allem: Es würde uns die grauenhafte Missgeburt eines großen ß ersparen, das nur deshalb so energisch von Typografen verfochten wird, weil sich mit dem Entwurf und der Digitalisierung eines neuen Zeichens für jeden Schriftschnitt ein Haufen Geld verdienen lässt. Ich weiß das, ich war in der Schriftdigitalisierung tätig.
Ein Zurück zum ß sehe ich nicht. Zu altertümlich ist seine Anwendung, und die Arbeitsbeschaffung als Lautanzeiger ist mehr als dünn.
Seien wir mutig. Seien wir international.
https://widerdiedummheit.blogspot.com/2018/02/mit-pomp-in-der-typo-szene-gefeiert-das.html
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9F

Dienstag, 28. Mai 2019

Ich hab's geschafft...

... und einen Trailer für meinen Roman gebaut. 
Grundstock war eine Präsentation, die ich schon vor Jahren für eine Lesung erstellt habe. Eine solche Präsentation musste natürlich von Grund auf umgebaut werden, um kurz, recht schnell und unterhaltsamer zu sein als eine Bildershow, die eher als Hintergrund einer Lesung dient.
 
Mein Facebook-Freund Akira Arenth gab mir einen Programmtipp, und ich lud mir das Programm herunter und eignete es mir an einem Nachmittag an. Vor dem Einbetten der Musik hatte ich noch ein wenig Respekt, und tatsächlich sind leider Fugen zwischen den Stücken entstanden, ich muss mich also auch noch dranmachen, das Schneiden von Musik zu erlernen, das Montieren in Audacity, und dann die Spur in den Trailer einbauen.
Aber bis dahin hoffe ich, dass es auch so geht.


Der 19 Jahre alte Iván, der in einer Rechtsdiktatur in einer Plattenbausiedlung lebt, baut sich mit Teilen vom Schwarzmarkt ein Radio, um den Piratensender der gefährlichen und doch attraktiven Homsarecs zu hören, einer Menschenrasse, gegen die Iváns Regierung nichts unternehmen kann, weil sie so wehrhaft sind. Zum Leidwesen der Regierung. Diese will wenigstens verhindern, dass die Jugendlichen für die Homsarecs attraktiv sind.


Darum herrscht ein strenger Zwang zur Anpassung. Doch Iván sehnt sich nach wirklicher Musik und hat sich deshalb ein Radio gebaut.
 Iván weiß aber, wo Homsarecs wohnen.
 Und sie leben in Saus und Braus.
 
 Denn für Iván ist dieser Besuch eine Offenbarung.
Und überraschend wird ihm klar, dass sein regierungskritischer Vater
längst über die Verfemten Bescheid weiß.

Dienstag, 26. März 2019

Leseprobe: Dox findet das Archiv der Zöpfe



Amba/Dox ist ein junger Kriegerschüler und Schüler des Zaren von Weliki Nowgorod. Er neigt zu Visionen.
Auch diese Geschichte spielt in etwa unserer Zeit in einer Parallelgesellschaft. Lingo Real ist eine Art Esperanto dieser Minderheit. Nur Amba und Nanajez (der Zar) gehören dazu. Die übrigen Personen, die hier auftreten, sind "normale" Menschen, sie gehören zum Archäologenteam des Historischen Museums.
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Sergej, der eine Latzhose mit Werkzeugen trug, ging voraus, stieg hinab und machte viele Fotos. Er hatte auch einen Besen mitgenommen, den trug ich solange. Auf dem Treppenabsatz wartete ich, bis er die Treppe hinter sich gelassen hatte, dann erst folgte ich. Podmorskij hatte ein Funkgerät dabei, das ihn mit Ludmilla verband, und Taschenlampen hatten wir nun auch.

Wir spazierten vorsichtig über die grauen Bohlen. Dicker Staub lag auch hier.
Angeblich war die Basis des Turms aus Mauerwerk, und der Hohlraum sei mit Schutt gefüllt worden.
Ich versuchte, die Stelle zu finden, wo ich durch den Spalt geschaut hatte. Aber die Bretter schlossen dicht aneinander, so dass es nirgends möglich war, in den Raum unter ihnen hineinzusehen.
»Heben wir doch eine Bohle an, die sind nicht lang«, schlug Sergej vor. Zur Sicherung der Fakten machte er erst einmal eine Reihe Fotos. Dann hebelte er eine Bohle aus ihrem Lager, indem er einen großen, dicken Schraubenzieher benutzte, und hob zusammen mit mir das Brett vorsichtig hoch. Der Direktor leuchtete uns mit einer starken Taschenlampe. Eine Staubwolke wirbelte auf, tanzte einen Funkenreigen im Lichtstrahl der Taschenlampe und raubte mir den Atem.

Und da waren sie, die Kästen oder Kartons, auch das vor Staub nicht erkennbar. Aufgetürmt, ebenfalls dick mit Staub bedeckt, erreichten sie fast die Decke des Raums.
»Ah, da sind sie ja«, sagte ich erfreut, »und da ist der Kasten mit der Jahreszahl 1696.«
Ich wischte den Staub mit dem Besen weg, ehe Protest kommen konnte, und die Zahl wurde sichtbar.
Podmorskij starrte mich fassungslos an.
»Woher wusstest du das?«
»Ich habe durch den Spalt geschaut«, antwortete ich.
»Da war nichts zu sehen!«, widersprach er, »die Bretter liegen dicht an dicht, und auch das Licht hätte nicht gereicht.«
»Sollten wir einen zur Probe bergen?« schlug ich vor, um von dem Phänomen abzulenken.

Der Blick hinunter in den Raum machte mich schwindelig. Es mochten wohl 3 Meter Raumhöhe sein, die uns vom Boden der Kammer trennten, und nahmen vielleicht die gesamte Fläche der Turmbasis ein. Wir entfernten das zweite Brett, legten die beiden quer über die Öffnung und hoben den Karton heraus. 
Es war kein Karton, sondern ein solider Holzkasten von einigen Kilo Gewicht. Wir verschlossen den Boden wieder mit den Dielen und trugen den Kasten zur Treppe. Wir mussten sehr vorsichtig gehen, denn die Bretter wippten unter dem nun größeren Gewicht gefährlich. Ich war heilfroh, als wir die Treppe hinter uns hatten. Zum Glück besaß der Kasten Tragegriffe an den Schmalseiten. Da meine Atemnot sich verschlimmerte, bestanden die beiden anderen Männer darauf, das Fundstück zu tragen, und so erreichten wir unter Schnaufen und Keuchen die Tür.

Ludmilla und Nanajez hatten bereits einen der Tische aufgebaut, die an der Wand bereitgestanden hatten, und die Kiste wurde abgesetzt. Ludmilla hatte auch einen alten Staubsauger aufgetrieben, asthmatischer als ich, und unter den wachsamen Augen der Wissenschaftler und fleißigem Fotografieren wurde der Fund entstaubt. Sogar vom Staub verwahrten sie Proben, um eine Pollenanalyse durchzuführen.
Und da war dann die Aufschrift auf dem Deckel zu lesen, die vorher komplett vom Staub verdeckt gewesen war.
Es war Lingo Real in kyrillischer Schrift.
Nanajez übersetzte.
»Unseren Geliebten zum Gedenken verwahren wir hier ihre letzte Gabe. Möge Gott ihnen gnädig sein und ihnen vergeben. Petschory/Petseri/Petschur, Anno Domini 1612—1696.«

»Amba, Sie weinen ja!« rief Ludmilla gerührt. Denn sie sah die nasse Spur, wie sie sich durch den Staub auf meinen Wangen zog, »was um Himmelswillen ist das denn?«
»Es sind abgeschnittene Zöpfe unserer Toten«, antwortete ich mit versagender Stimme.

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"Homsarecs!" 4: Amba und der Zar (Arbeitstitel)
#Homsarecs #urbanfantasy

Dienstag, 12. März 2019

Der Zar und der Priester


»Wann wird er bestattet?« fragte der Zar.

»In zehn Tagen«, sagte der Priester, »so hat er es angeordnet in seinen letzten Stunden. Wir glaubten noch, wir könnten ihn retten, aber dann ging es ganz schnell. Er hat Papiere für Sie hinterlassen, sie sind an ‘seinen Nachfolger, den neuen Zaren’ adressiert, das sind Sie doch?«
Nanajez zog seine Akkreditierung hervor und legte sie auf den Tisch, der Mönch prüfte sie.
»Meinen Glückwunsch«, sagte er, »Sie wissen, wir sind nicht mit allem einverstanden, was Ihren Lebensstil betrifft, das macht es uns nicht leicht, Sie als einen Zaren anzuerkennen.«
»Ich maße mir nicht an, Zar aller Reußen zu sein, sondern nur der unseres kleinen, seltsamen Volkes, ehrwürdiger Vater«, sagte Nanajez leise und in demütiger Haltung.
 »Unser aller Zar ist Christus. Entscheidend ist, ob wir alle Gutes tun«, fuhr der Priester fort, »hier sind die Dokumente, ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand.«

Montag, 25. Februar 2019

Homsarecs 4: Dox und der Zar (Arbeitstitel)




Dox ist mein Name, und jeder beginnt zu grinsen, wenn er mich sieht und meinen Namen hört. Denn alle Namen mit einem X am Ende sind weiblich, es sind Namen der Amazonen. Sie zeichnen die Soldatinnen und Polizistinnen meiner Heimatstadt Sukent aus. »Ach, so, ein Amazonerich«, kam es dann spöttisch, »bist du trans?« — »Aber du bist doch ein Unsriger?«
Ja, ich bin ein Homsarec. Ich habe scharfe Zähne, einen heißen Körper, ich atme Somnambulin aus, ich döse höchstens 5 Stunden pro Nacht mit halboffenen Augen, komme bei Verletzungen sogleich in den Kriegerrausch und falle nicht in Ohnmacht.
Die Frage, ob ich transsexuell bin, kommt sehr oft. Ich wusste von Anfang an, dass sich das nicht wird vermeiden lassen, wenn ich den Namen Dox annehme, aber eigentlich heiße ich ja Dené von den Tigern.

Wir schrieben das Jahr 184 .
An einem nebligen, kalten Morgen machte ich mich auf zum ersten Treffen der jungen Rekruten. Ich war damals 16 Jahre alt, hatte lange, bernsteinfarbene Haare — die habe ich immer noch — und olivgrüne Augen. Es war Viertel vor Fünf, als ich aus der Calle Carbon, der Wohnung meiner Mutter, aufbrach, und nach einem kurzen Lauf erreichte ich das Arsenal, passierte das Tor zwischen Mars und Neptun, den Statuen, die militärische Seemacht symbolisieren, und folgte den Hinweisen zum Saal. Hier empfingen uns Offiziere in der Staatstracht der Kampftruppe, im blauschwarzen Kilt mit feinem Schottenkaro in Gold, Türkis und Weiß, zu Stiefeln und einem kurzen Jackett mit dem türkisfarbenen Keder der Sukenter Staatsdiener.
Jeder, der hereinkam, nahm auf einer der Bänke Platz, nachdem er dem Saaldiener mit der Klemmtafel seinen Namen gesagt hatte, damit er mit einer Liste der Anmeldungen abgleichen konnte. Wie man durch die offene Tür sehen konnte, strebten die weiblichen Rekruten zu einer anderen Saaltür, die von Amazonen flankiert war.
Als es vom Turm Fünf schlug -- bei uns eine recht normale Zeit, um eine Veranstaltung zu beginnen --, schlossen die Saaldiener die Türen. Ein dekorierter Offizier trat vor. »Guten Morgen, junge Brüder, ich heiße euch zur Kriegerschulung willkommen. Wir veranstalten die theoretischen Lehrstunden hier in den Hörsälen des Arsenals. Das körperliche Training und die Schulung an den Waffen finden auf der Insel ‘Giardini dei Forti’ statt...«

Was weiter angesagt wurde, konnte ich nur in Bruchstücken hören. Neben mir rutschten unruhige Zeitgenossen auf den Bänken herum, Hyperaktive, die ich schon vom Ausweichen kannte. Die Stadt ist ja nicht groß, man läuft sich dauernd über den Weg, und diese Prachtexemplare unserer Spezies profilierten sich durch verbale Großartigkeit. Eigentlich sind sie nichts Ungewöhnliches, sondern ich bin es, weil ich so gar keinen Antrieb zeige, mich in die Wettbewerbe einzureihen, und dann bekam ich schon hier und da zu hören, ich sollte doch vielleicht der Spitzenklöppelgilde beitreten. Ich habe gelernt, das gelassen zu nehmen.
Nachdem die jungen Protze ihre besten Kontakte für Banketts Alten Stils ausgetauscht hatten, wurden wir gebeten, uns in die Klassenräume zu begeben, trafen bei dieser Gelegenheit auf den Strom der Mädchen, was nicht ohne gegenseitige Kontakte ablief, ob erwünscht oder nicht. Mich schubste einer der Kameraden in den Strom der Mädchen, so dass ich ungewollt eine der jungen Amazonen anrempelte, entschuldigte mich hastig und schloss mich wieder den übermütigen jungen Böcken an.
Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, sah ich mich mit einem Schreibtischchen mit Klappfach ausgerüstet. Vor diesem Tischchen stand ein nicht sehr hoher, fest gepolsterter Hocker, der ein bequemes Sitzen im Schneidersitz ebenso ermöglichte, wie man auch die Füße auf den Boden setzen konnte, das stand uns frei. Ich nahm mein Wintertuch ab, legte es zusammen und ins Fach, dazu den Schultersack, einen Beutel aus festem Segeltuch mit Tragriemen, in dem ich mein Schreibzeug und meine Haarbürste aufbewahrte. Den Füllhalter und das Schreibheft legte ich auf den Tisch und fühlte mich plötzlich warm und sanft von hinten umfasst.
»Äh... was wird das jetzt?« murmelte ich und drehte mich um. Es war einer der Jungen, die sich schon beim Einführungsvortrag so unruhig aufgeführt hatten. Und nun tat er sein Möglichstes, um mich zu umgarnen.
»Gehst du bitte auf deinen Platz?« mahnte der Ausbilder, ein älterer Cro , der schon deshalb, weil er Cro war, nicht viel Autorität entfalten würde, wie schon jetzt sichtbar war. Er konnte natürlich jederzeit Wachen rufen, die dann die Einsichten vermitteln würden, die so wahr sind, dass sie wehtun. Aber dazu muss es ja nicht immer gleich kommen. Der Kamerad verabschiedete sich mit einem schwärmerischen »bis nachher in der Kantine!«
Ja, vergiss es. Ich laufe heim die paar Schritte und esse bei Mama.
Das hatten die anderen aufgefangen.
»Oh, er isst bei der Mama!« ging die Hänselei wieder los.

2. BELÄSTIGUNG
Ich versuchte in den ersten vier Wochen, mich an die Anbaggerei zu gewöhnen. Hier ein Arm um die Schulter, da ein Nachbarknie an meinem Oberschenkel. Einen Mond gab ich mir als Dauer, um nicht sofort loszulaufen und mich zu beklagen. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich in der Pause fremde Finger aus meinem Lendentuch pflücken musste. Die Jungs taten es untereinander ganz ungeniert, wie es so unsere Art ist, und es war abzusehen, wann es jeder mit jedem einmal getrieben haben würde. Kein Duschen nach dem Sport, ohne dass einige Duschen doppelt belegt waren. Was für ein Glück, dass ich daheim schlief, denn in den Zimmern ging es auch entsprechend lebhaft zu. Da ich mich immer verweigerte, entstanden Gerüchte, ich sei ‘Hete’. Stimmt nicht. Ich bin schwul. So sehr, dass ich von den Angeboten der jungen Amazonen, die sich zu uns ‘verirrten’, noch stärker genervt war.

Eines Tages beobachtete mich eine kleine Frau. Sie folgte mir mit einem Blick, der nicht begehrlich war, sondern eher wachsam, prüfend und — ja, beschützend. Und ich bemerkte, dass das Prüfende den anderen galt und meinen Reaktionen auf ihre Avancen.
Also schaute ich sie an und blieb stehen.
»Dein Name?«
»Dené.«
»Und du bist in der Basisgruppe?«
»Ja, Madame.«
»Fühlst du dich da wohl?«
»Ich versuche es, Madame.«
»Du wirst belästigt?«
»Ja, Madame.«
»Wäre eine Amazone eine Option als Begleitung für dich?«
Ich überlegte. Sie würde mir doch nicht eine Wache an meine Seite abkommandieren? Das wäre demütigend. Wenn ich mir bei meinen Kameraden etwas Ansehen verschaffen wollte, dann ging das nur über Beweise von Stärke, sprich, ich würde mich physisch durchsetzen müssen. Aber das wollte ich nicht. Es kostete alle Beteiligten unnötig Kraft.
»Nein, Madame, das wird nicht nötig sein, vielen Dank«, erwiderte ich mit einer angedeuteten Verbeugung.
Sie legte ihre Hand auf meinen Unterarm: »Wir reden noch drüber, wenn du das willst«, raunte sie mir ein wenig verschwörerisch zu und trabte auf eine Mädchengruppe zu, die sie mit allen Zeichen von Respekt empfingen.
»Das war Amadux, falls du sie noch nicht kennst«, unterrichtete mich mein Kollege, »sie trainiert die Mädchen in Kampftechniken.«
Mir kam der Gedanke, ebenfalls bei ihr lernen zu wollen.

Samstag, 16. Februar 2019

»Komm, Süße, zier dich nicht!«


Und unter dem grölenden Gesang eines Volkslieds zogen sie mich hoch und zwangen mich zu einem eng umschlungenen Tanz durch den dunklen Korridor: »Bleib doch stehn, bleib steh-he-hen, du Allerschönste mei-hein, lass mich dich bese-hen, Freude sollst mir sein!«


Sie hatten mir schon das Wintertuch und meinen Schultersack entwunden, und nun bugsierten sie mich ins Wohnzimmer, wo einer eine Decke über die Chaiselongue breitete, und was das hieß, musste mir niemand erklären. Schon schoben und hoben sie mich auf das Möbel, und der Verfolger, der mich in der Kammer entdeckt hatte, besaß offenbar das Recht des ersten Ficks und spreizte mir die Backen, und ich fühlte etwas Kühles, soviel Rücksicht besaßen sie immerhin, mich zu gelen.
Ein Weiterer wühlte mir in den Haaren. Ich zählte sechs, die mich umstanden und die Aktivität ihres Alpharüden beobachteten.
»Hört auf, ich gehöre Nanajez von den Pfauen!« schrie ich, »ich bin ihm gegeben! Durch meine Mutter!« Aber der Anführer versenkte sich bereits mit einem schmerzhaften Stoß in mir. In diesem Moment erklangen Schritte schwerer Stiefel auf der Treppe und waren schon im Zimmer.
»Sofort lasst ihr ihn los!« erklang eine weibliche Stimme in herrischem Alt, und eine Amazone in voller Kampftracht stand mit gezückter Lanze im Raum. Meinem Beschäler schrumpfte sofort das Volumen.

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...