Mittwoch, 21. November 2018

Ein etwas schlechtes Gewissen habe ich manchmal schon.


Muss ich mich entschuldigen, weil ich schwule Fantasy schreibe?

Was für ein komplexes Thema! Der Buchmarkt -- vor allem im Selfpublishing-Bereich -- ist kaum noch überschaubar, und da tummeln sich alle Qualitätslevels. Und da haben nicht nur die schwulen Leser und Autoren Grund zur Klage. Das Thema erreichte mich innerhalb eines anderen Genres, nämlich BDSM. Plötzlich brach der Hype aus, nachdem ernsthafte Own-Voice-Literatur aus diesem Bereich ein relativ abgeschlossenes Nischendasein geführt hatte. Und ja, ich betrachte meine Veranlagung und Lebensweise als dominant-sadistische Frau als vergleichbar. Auch das eine Art Own-Voice. Und dann bricht Limonadenliteratur über das ahnungslose Publikum herein und macht so ziemlich alles falsch. Man könnte sich die Finger wundschreiben darüber, wie sich diese Soap zu gelebtem BDSM verhält, was ich nach 22 Jahren mit einem submissiven und bisexuellen Partner wohl kann. Und während die Klischees über Schwule noch zwar ärgerlich und vielleicht sogar für die weitere gesellschaftliche Emanzipation schädlich sind, sind Fehler im BDSM unter schlechtesten Umständen sogar tödlich. Die Zahl von autoerotisch strangulierten Opfern belegt das.
Wie kann aber eine solche Literatur, die von der gelebten Wirklichkeit abweicht, so mächtig werden? Das ist die unheilige Allianz von AutorInnen, die zwar nicht die Wahrheit, aber das romantische Gefühl der Leserinnen treffen. Ihr Beifall und die Aktivitäten der AutorInnen schaukeln sich gegenseitig hoch: Der 50-Shades-Effekt. In ihren Portalen feiern sie sich gegenseitig und belohnen die sowieso schon Erfolgreichen noch einmal durch sinnlose Votings.

Aber was ist die Essenz dieser Erscheinung?

Frauen von heute finden schwule Liebespaare attraktiv und befeuern damit ihr eigenes Liebesleben. Natürlich darf man da nicht nach "lebensecht" und "wahrheitsgetreu" fragen, aber eins stimmt auf jeden Fall: Frauen lieben Schwule. Nicht alle, aber immer mehr. Würden sie sie verteidigen, wenn sie diffamiert werden? Sicherlich. Würden sie sie in Schutz nehmen, wenn sie angegriffen werden, und zwar nicht nur einfach bespöttelt, sondern in aggressiver Weise? Ich hoffe es! Sie sind Mütter, Schwestern und Tanten von Schwulen, die die Möglichkeit haben, sich für sie einzusetzen -- oder, wie ich, sie als meine Brüder zu empfinden. Sie müssen sie dazu gar nicht zu 100% richtig darstellen, solange sie nur Sympathien haben, die ausreichen, um die Gesellschaft in richtiger Weise, nämlich hin zur vollen Akzeptanz, zu beeinflussen. Und darauf kommt es an.

Freitag, 26. Oktober 2018

Ein Blick durch die rosarote Brille


Perkele hat die Affäre mit Lelo beendet und ihm eine Freundschaft angeboten.
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Nein! Ich versteh dich nicht! Verdammt!
Wir haben eine Liebsaffäre, wir hatten tollen Sex, warum nicht mehr? Warum verweigerst du dich mir, du bist doch kein Mönch geworden, du fickst mit deiner Frau!
Ja, ich liebe meinen Herrn, den Dogen und seine Frau.
Sowas kann auch Gewohnheit werden.
Aber du, mein Perkele, von Wärme Durchglühter, du hast mich geweckt, als ich fast noch ein Kind war. Du warst es, den das Gänseküken als erstes gesehen hat, als es aus dem Ei kam. Ich habe an deiner Brust geweint, als du mich genommen hast, das war mein erster richtiger Sex, kein kindliches Spiel, du mein erster Meister, du hast mir Ohrringe geschenkt, auch wenn du mich nicht offiziell zum Pais genommen hast — ach, hättest du doch! Ich liebte dich und fand dich nicht, ich wollte zu dir, ohne es zu wissen. Jede Berührung von dir hat mich erschüttert, du hast mich damit auf dich geprägt und mich durchdrungen, bevor du von neuem in mich einge­drungen bist. Du hast mich zu dem wilden Wilden befreit, der ich wurde. Du hast um mich gekämpft — gegen einen so mächtigen und berühmten Krieger, den Dogen. Du hast mich wieder lebendig gemacht, als ich dabei war, langsam zu sterben.
Wie kannst du mich jetzt im Stich lassen?
21. AUGUST
Ich habe ihn diese Eintragung lesen lassen. Denn ich glaube, ich habe das toll geschrieben, in einem eleganten Lingo Real, ich könnte das wohl kaum so sagen, wenn ich es mündlich versuchen würde.
Er hat es zweimal gelesen und dann mit schönen, achtsamen Bewegungen wieder auf den Tisch gelegt. Und die haben mir gesagt, was ich wissen muss und nicht wissen will.
„Lieber Junge“ — was kann so anfangen, wenn nicht eine Absage?

Montag, 15. Oktober 2018

Petjas Geschenk

Am Nachmittag ist Petja gekommen. Er hat ein Geschenk für mich.
Er sucht sichtlich nach Worten und streichelt meinen geschorenen Kopf.
„Lelo“, sagt er, „ich habe da etwas für dich von unserem Vater. Das Andenken nach unserer Art. Aber ich kann es dir nur geben, wenn du denkst, du bist stark genug. Wie geht es dir? Hast du dich gefangen?“
Ich nicke. Und ich brenne darauf, dass er es mir gibt. Ich weiß, was es ist.
Er zieht ein in Seidenpapier gewickeltes Päckchen aus dem Schultersack und legt es vor mich hin. Das Papier ist rosa. Ich schlage es auf.
Es ist ein Teil von Perkeles Haar. Schwarzbraun und sehr lang ist es, mit wenigen grauen Fäden darin. Er ist mit einem orangefarbenen Band fest zusammengebunden, und daran befestigt ist eine lange Fasanenfeder, eine, die er sicher getragen hat. Und auf den einen dünnen Zopf, wie sie Mavini zu flechten versteht, ist eine bohnengroße Knochenperle gezogen, die die Form eines menschlichen Schädels hat.
Es ist sein Haar. Ich fühle ihn, als ich es berühre. Und mir stürzen Tränen aus den Augen. Aber es sind dankbare, heilende Tränen. Dies ist mein Schatz. Dies ist sein Vermächtnis. Meine Liebe für ihn wird ewig sein.

(Lelo sucht seine Großmutter auf)
Während ich sprach, wusch sie das Geschirr ab. Und ich erzählte, so gut ich konnte, wie ich sein Ende erlebt hatte.
Oma setzte sich hin. Sie schaut mich so voller Liebe an. Das hatte ich schon vergessen. Hatte sie eher kritisch und ablehnend in Erinnerung.
„Ich will dir was zeigen“, sagte ich und holte meinen kostbarsten Besitz heraus.
Sie strich mit einem Finger über das Haar, liebkoste den dünnen Zopf, der mitten in der dicken Strähne hing.
„Das sind nicht die Haare eines Toten“, sagte sie.
Ich schrie auf und verschluckte mich.
„Wölfchen“, sagte sie, „du musst dorthin, er braucht dich.“

#homsarecs #gayfantasy

Sonntag, 14. Oktober 2018

Akira Arenth, Satisfy a Satyr

https://www.amazon.de/Satisf.../dp/1980303142/ref=sr_1_10... Arenth
Würde man bei Ansicht des Covers annehmen, dass es ein liebevolles, sehr ethisches und zum Nachdenken anregendes Buch ist? Eher nicht, und dennoch ist es kein Etikettenschwindel. Denn, wie er selber sagt: Der Stoff, über den man bei Hypersexualität nachdenkt, ist nun mal Sex. Ich füge hinzu: Ebenso sehr, wie man bei einem Buch über Magersucht vom Essen reden muss. Oder von der Waage. Geile Stellen hat es schon, aber ebenso sind manche der Situationen, in denen der Erzähler sich wiederfindet, totale Abtörner. Und genau darum ist es ein wichtiges Buch.

Dienstag, 9. Oktober 2018

Autoren, die anecken

Im Internet wird dein Herz vielleicht in
den Dreck getreten
Müssen Autoren stromlinienförmig sein? In der Zeit des Internet sind die Autoren sehr auf den Präsentierteller gestellt, ganz anders als zu den Zeiten, als sich fast die gesamte Literatur in den Händen der Verleger befand. Die boten allenfalls eine Kurzbiografie und ein Porträtfoto des Autors an. Details aus dem Privatleben wurden kaum bekannt.
Dass eine solche Datendiät heute nicht mehr möglich ist, liegt nicht zuletzt an der Selbstvermarktung. Autorinnen, vor allem die, haben entdeckt, dass sie ihr Publikum anzuckern können, indem sie sehr menschlich rüberkommen. Somit ist die persönliche Sympathie zu einem wesentlichen Kaufanreiz geworden. Das wäre in früheren Jahrzehnten undenkbar gewesen.
Über Hermann Hesse schrieb seine eigene Mutter: "ich schaudere bei dem Gedanken, was bei falscher oder schwacher Erziehung aus diesem jungen passionierten Menschen werden könnte."
Der kritische Günter Grass musste trotz seiner im Werk so unverkennbaren Abrechung mit der Vergangenheit -- oder gerade darum? -- mit einem Vorwurf zu Fall gebracht werden, der in keinem Verhältnis zu seinem aufklärerischen Verdienst steht.
Thomas Bernhard empfand öffentliche Ehrenfeiern "abstoßend und ekelerregend". Preisgelder waren ihm selber aber hochwillkommen.

Das Phänomen des Störenfrieds verdankt seinen Erfolg möglicherweise just aus dieser Anstößigkeit.
Die Wiener Zeitung widmet dem Störenfried einen Artikel.


Wer aus Sympathie Bücher kauft, sollte genau hinschauen. Literarische Qualität findet man nicht immer nur bei den "ganz braven". Harmoniesucht entwickelt keine tragischen Konflikte -- in der Regel. Grantigkeit ist bisweilen langer Frustration oder Verbitterung durch Schicksalsschläge und Enttäuschungen geschuldet, oft auch aus Qualen des Körpers, der einem das Wohlbefinden versagt.
Die Kunstgeschichte ist übervoll von großen Leistungen unglücklicher, unbeliebter und an allen möglichen Gebrechen und seelischen Wunden leidenden Menschen. Und sie waren mit Sicherheit nicht alle und nicht immer pflegeleicht. Das macht in der bildenden Kunst normalerweise keinen Makel aus, denn wir sehen das Bild, weniger den Menschen. Warum also sollte es in der Literatur anders sein?

Unerhört

Dieses Wort brandmarkt einen Verstoß gegen die Etikette, einen frechen Übergriff. Was ist die wörtliche Bedeutung? Erhören ist das Annehmen und positive Beantworten einer Bitte oder Anrede. Es hat einen starken religiösen Anklang, doch auch weltliche Autoritäten können 'erhören'.
Ist vielleicht auch etwas unerhört, was bislang noch niemand gehört hat? Ja, denn neue Gedanken sind offensiv, ohne es sein zu wollen. Nur vertraute Gedanken verunsichern nicht. Doch müssen neue Gedanken her, wenn sich Kultur entwickeln soll. Nicht Widerkäuen, sondern Innovation ist Kennzeichen einer Kunst, die diesen Namen verdient. Sie ist unerhört, stört, verstört, rebelliert, und das sogar ohne Absicht, in irgend eine Richtung zu wirken. Wann immer etwas geschaffen wird, ohne dass der Künstler seinem Publikum hinterherläuft, passiert eben das.
Stellen wir uns einmal vor, die Sterne in den Rezensionen würden reine Benimm-Noten.
Wie stünde es da um die Kunst?



Montag, 8. Oktober 2018

Isegrims erste Grippe

Homsarecs waren bislang immun gegen menschliche Erreger, aber da sie langsam abkühlen auf 38,5°, werden sie mit neuen Krankheiten konfrontiert. 
Serf ist ein Sklave aus freien Stücken, meist Hausdiener.
Cro ist die Bezeichnung der Homsarecs für die anderen Menschen.
#homsarecs #gayfantasy
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Khorasan kam nachsehen, wo ich für die Vorbereitung des Nachmittagstees blieb, fand mich im Bett, ich hatte all meinen Schmuck angelegt, wie wir es zum Sterben tun, er befragte mich kurz, ich teilte ihm mit, ich sei jetzt im ‘Zustand’ und rechne stündlich mit meinem Tod. Er lachte nicht — sollte er ein bisschen gegrinst haben, habe ich das nicht gemerkt. Es war das erste Mal, dass ich eine Erkältung hatte, er meinte, ich hätte mir wohl auch irgendwo das Virus eingefangen. Er besorgte ein Thermometer und stellte ein gutes Grad über normal fest.

Cro-Grippe haben wir bisher ja nie bekommen. Woher ich sie vielleicht hätte? Von Pratizaye? Nicht so wahrscheinlich. „Xanti“, murmele ich, „aber warum willst du das wissen?“

„Damit er richtig versorgt wird“, antwortet Khorasan, „ihn muss ein Cro pflegen, die kommen damit besser zurecht, wenn sie es schon kriegen.“

„Er hat ein Cro-Serf“, erinnere ich mich.

Dann weiß ich wieder nichts mehr. Kurz darauf steht ein bärenhaft gebauter Cro in weißem Kittel im Schlafzimmer der Serfs und fragt mich, ob ich aufstehen und gehen kann. „Nein“, sag ich, „das möchte ich nicht probieren, ich frier’ so.“

Er hilft mir auf, vielmehr, zwingt mich aufzustehen und wickelt mich in ein zweites Schlaftuch. Ich schlottere. Und ein unerträgliches Gefühl steigt in meinem Rachenraum auf und löst sich in einer krachenden Explosion. Was ist das?? Ich glaube, ich sterbe, nichts ist mehr normal, meine Ejakulation geht durch die Nase.

Khorasan gibt mir ein großes weißes Tuch. Ich sehe ihn fragend an, vor meinen Augen schwimmt alles, „wofür...“

„Schneuz dich damit.“

„Wie...“
Er bringt mir bei, die Nase von dem Zeug zu befreien. In wenigen Stunden werde ich tot sein, keine Chance, dass der Körper das länger mitmacht.
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Homsarecs! Band 3: Der Menschenfresser Besserung -- Isegrims Tagebücher
Neue Ausgabe ist in Arbeit.
Illustrierte Druckausgabe: Im Shop der SCHLAGZEILEN

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...