Mittwoch, 25. Februar 2015

Film und Buch -- eine spannungsreiche Paarung

Fifty Shades of Grey ist ein literarisches Produkt, über das ich lange die Nase gerümpft habe. Es ist auch noch schlecht geschrieben. Allerdings wird die Autorin, eine Autodidaktin, von der Geschichte getrieben. Nun gut, es ist so geschrieben wie die meisten Unterhaltungsromane, mit einem Mittel, das man vermeiden sollte, nämlich die stummen Fragen. Die Heldin fragt sich öfter mal, wie es weitergehen soll oder was sie jetzt tun soll, wo sie hier eigentlich ist... Schreckliche Angewohnheit, so zu schreiben. Die Erzählung aus der Ich-Perspektive verführt ungemein dazu.
Und wahrscheinlich ist die Ich-Perspektive der springende Punkt. Denn das ist der große Unterschied zwischen dem gedruckten Werk und der Verfilmung: Die Sicht aus den Augen der Heldin verwandelt sich in eine Sicht des Betrachters, des Publikums, und auf dieser Bühne agiert auch die Heldin, und ihre eigenen Gedanken müssen mit einem künstlerischen Mittel ausgedrückt oder reduziert werden bis zu dem Punkt, wo sie gar nicht mehr vorkommen. Die Heldin kann ihre Gedanken sprechen, mailen, schreiben (und dann wird die Stimme aus dem Off sie vortragen), sie kann sie in den Dialog transportieren, auf jeden Fall werden sie nicht mehr so breiten Raum einnehmen, und in diesem Fall kann man auch froh sein darüber.
Denn eine große Gefahr in diesem Buch ist, dass die Gedanken der Heldin direkt zur Message werden. Wenn sie gerade mit BDSM auf die Schnauze gefallen ist, ist ganz direkt SM scheiße. Wenn man nur den ersten Teil im Kino sieht, ist es klar: Das, was der Grey da mit ihr macht, geht gar nicht. Vor dem muss gewarnt werden.
Mit dieser Meinung bin ich ins Kino gegangen und wurde nach und nach auf eine neue Spur gelockt, was mich selber überrascht hat.
Ich war auf Krawall gebürstet und hatte keine gute Meinung von Grey, den ich für einen Missbraucher und Stalker hielt. Tatsächlich respektiert er vielfach nicht die Grenzen, die sie setzt, und auch nach ihrer Trennung, als sie eine Begegnung zulässt, fängt er sehr schnell wieder an, sie zu toppen, meistens im Gewand des Fürsorglichen, der ihr befiehlt, richtig zu essen.
Dennoch kommt er im Film sehr viel korrekter rüber, als die negativen Kritiken vermuten lassen.

Ich bin positiv überrascht und empfehle, den Film anzuschauen. 

Generell kann man Grey nicht vorwerfen, er würde nicht einvernehmlich handeln. Die große Zahl der Nachfragen, ob Anastasia einverstanden ist mit dem, was er tun möchte, die vielen Informationen, die er ihr vermittelt, erwecken aber eher den Eindruck, dass er ehrlich darum bemüht ist, seiner Sub ganz klar zu kommunizieren, wohin die Reise gehen soll. Da sie aber nur am Sex und danach am Kuscheln mit ihm interessiert ist, vernachlässigt sie den Auftrag, im Internet zu recherchieren, was die Inhalte des Vertrages sind. Da sie es noch nicht fühlt, ist Pain Play für sie böhmische Dörfer, selbst wenn sie es theoretisch versteht.
Und darum kann man es ihm nicht vorwerfen, dass er ihr unliebsame Überraschungen bereitet, denn er hat sich ja redlich darum bemüht, ihr zu vermitteln, was er da tut. Vielleicht gibt es bessere Methoden, sie in die dunklen Künste einzuweihen. Vielleicht hätte das, was er da tut, bei einer begabteren Schülerin besser geklappt.
Vielleicht hat sie ihm aber auch den falschen Eindruck vermittelt, dass sie eine devot-masochistische Sub ist, die nur erst geweckt werden muss, indem sie halbherzig auf Dinge einging, die sie tat, weil sie in ihn verknallt ist, und die dann doch über ihre Kräfte gegangen sind.
Es ist im Film leichter herauszufinden, ob die geäußerten Ansichten die Message der Drehbuchautoren sind oder doch nur die subjektive und veränderliche Meinung der Heldin.
Worauf ich noch mit einer gewissen Spannung warte, das ist die weitere Entwicklung, und ob (wahrscheinlich), und wie es ihr gelingen wird, eine BDSM-Veranlagung in sich zu entdecken.
Vermutlich wird es da eine Entwicklung geben, um das vor dem Anlaufen des 2.Teils im Film zu erfahren, muss ich die Bücher lesen. Seufz.

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