Dienstag, 10. Juli 2018

"Homsarecs! Schicksal & Verbrechen" -- Vorwort


Isatai steht vor dem Spiegel. Er ist ein Homsarec.
Er ist immer noch ein schöner Kerl, stellt er fest. Lange schwarze Haare liegen auf seinen Schul­tern und schlängeln sich sanft bis auf die Brust hinab. Sie um­spielen das eine der nur zwei Tattoos, die er trägt; es ist ein handtellergroßer Kranich unter­halb des rechten Schlüssel­beins.
Isatai ist nackt. Er braucht keine Kleidung, um sich zu wärmen, denn er hat ständig einen Über­schuss an Hitze. Seine Zähne sind scharf, haben ge­rade Schneiden, man sieht ihnen nicht an, wie ge­fährlich sie sind, und sie wachsen nach, wenn sie beschädigt werden.
Um sich zu schmücken, legt er einen gewebten Gürtel um seine Hüften und zieht vorn und hinten ein langes Tuch hindurch. Es ist vielfarbig gestreift und reicht vorn und hinten bis zur halben Wade. Der Rand ist mit passenden Saat­perlen geschmückt, das gibt dem Tuch einen schönen Fall.
Er schiebt es noch ein wenig zusammen, damit man den Wolf, das Tattoo auf seiner linken Hinter­backe, sehen kann. Der Kranich zeigt die Familie seiner Mutter an, der Wolf ist das väterliche Stamm­zeichen.
Isatai befindet sich in einem Zimmer, in dem er schläft und auch zeichnet, manchmal auch malt. Allerdings nicht, wenn er Ölfarben benutzt; die Ge­rüche würden seinen ohnehin schlechten Schlaf noch mehr stören.

Heute ist Isatai vierzig Jahre alt geworden, und das heißt, der Zeitpunkt seines Todes rückt näher. Kein männlicher Homsarec wird älter als 43 Jahre, soweit er weiß. Sein Vater hat mit dieser Zahl einen Rekord aufgestellt, denn er forschte nach den Ursa­chen. „Schlafen müßt ihr, nervöses Pack!“ sagte er und gab allen einen Beruhigungstee. Vergeblich, nichts stellt diese wachen Naturen ruhig.
Isatai ist verliebt. Und so lange hat er darauf gewartet, Kontakt mit dem Geliebten aufzunehmen der nichts davon weiß.
„Lass ihn in Ruhe, bis er selber zu dir kommt!“ hat Isatais Mutter ihn angefunkelt, „oder ich schlage dich, bis du nicht mehr sitzen kannst!“
Oh ja, Mama hat auf ihn aufgepasst. Auf den bezaubernden Iván.
Aber jetzt hat Isatai keine Zeit mehr zu warten.
Er wird etwas unternehmen.

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