Homsarecs! Band 5, Prequel
Einsame Jäger, die vor tausend Jahren in Ingermanland im Winter unterwegs waren, schwebten in Gefahr, wenn sie den Weg verloren und es dunkelte, bevor sie ihr Dorf erreichten. Doch pflegten solche Notlagen am Ladoga-See oft durch Wunder gutzugehen. Da war dann in der Dämmerung ein Feuerschein, der eine Siedlung oder ein Lager verriet, doch wenn sie näher kamen, war kein Mensch zu sehen. Da stand dann ein Kessel mit heißer Suppe auf Steinen nah am Feuer, das sichtlich eben erst entzündet worden war.
Sicher hätte der Jäger auch selber Holz sammeln und Feuer machen können, allein, wenn man erschöpft war, konnte man sich nicht dazu aufraffen, ruhte ein wenig aus – und erfror.
Aber war das nicht ein fremdes Lager?
Durfte man einem Unbekannten sein Essen stehlen?
Doch da hing wohl ein Stück Birkenrinde an einem Zweig, und darauf waren die Worte »It alla jah yarms« eingeritzt, was der Sprache der Waräger nah kam, und es bedeutete, man solle alles essen und sich aufwärmen.
Dann wusste man, dass die Thiere Gottes nah waren.
Doch zeigten sie sich nicht oft. Man wusste, dass sie gefährlich waren, wenn man sich mit ihnen anlegte. Es hieß, dass sie mit acht scharfen Zähnen geboren wurden, dass sie eine Hitze erzeugten, die hohem Fieber gleichkam, dass sie kaum schliefen und sehr schnell laufen konnten. Doch bewiesen sie auch Fürsorge für die anderen Menschen.
Sie waren ein wenig größer als durchschnittliche Menschen. Auch galten sie als unbesiegbar im Kampf, da man sie auch nach einer Pfeilwunde mit verdoppelter Kraft kämpfen sah.
Und so kam es, dass sie von Fürsten und Generälen gebeten wurden, die Heere als Wachen und Meldereiter zu begleiten. Sie leisteten Übermenschliches, doch ließen sie sich niemals durch lange Verträge binden, ließen sich auch niemals die Haare schneiden, blieben unter sich und wahrten ihre Sitten und Unsitten, über die man Ungeheuerliches berichtete.
Wer dann rastet und isst, kann sie wohl zu Gesicht bekommen. Sie freuen sich, wenn man ihr Essen mag. Sie setzen sich eine Weile zu ihren Gästen und essen auch ein Stückchen mit, lächeln über die Furcht der Menschen, die sie die ‚Kleinen‘ nennen.
Sie kommen zu Pferd oder auf Ski. Sie sind leichter bekleidet als die Menschen, lassen Schnee auf ihre Haut fallen und sagen, das sei ihnen angenehm.
Die einen, die bei ihnen zu Gast waren, sagten, sie hätten sich mit einer Umarmung verabschiedet, den leeren Kessel genommen und seien verschwunden; anderen hatten sie ein Nachtlager angeboten, und ganz Mutige nahmen das Angebot an.
Sie erzählten dann von Hütten mit einem Ofen, auf dem Kinder und Frauen schlafen, in Pelzen, alle in einem Raum, von unziemlichem, ja schamlosem Verhalten der Thiere untereinander, von ungenierten Zärtlichkeiten zwischen Männern.
Und es kommt auch vor, dass einer, der mit ihnen geht, lange nicht mehr gesehen wird, gänzlich verändert wiederkehrt – oder gar nicht.