Eine schon alte, aber nicht sehr bekannte künstlerische Technik ist Schabekarton, Englisch "scraperboard". Es ist ein mit weißer Kreidefarbe grundierter Karton, der danach mit einer Schicht schwarzer Tusche überzogen wurde. Dies ist mein erster Versuch mit dem künstlerischen Mittel.
Die Krodingerin Hayalet flüchtet in Panik, als sie entdeckt, daß sie von einem Menschen beobachtet wird.
Freitag, 18. Mai 2018
Montag, 7. Mai 2018
Sahnige Entdeckung: Violet Mascarpone
"Nachtpark"
Ein sehr schönes Buch ist dieser Autorin geglückt, das ich in einer den kommenden SCHLAGZEILEN rezensieren darf. Auch sie gehört zu den schreibenden Frauen, die sich auf das Gebiet männlicher Homosexualität wagen; ich berichtete schon früher über dieses durchaus auch umstrittene Thema. Meiner Rezension werde ich hier nicht vorgreifen, außer, daß das Buch mir sehr gut gefallen hat.Violet, deutschsprachige Autorin aus dem Bergischen Land, hat mit Kolleginnen wie Kooky Rooster und Jutta Ahrens gemeinsam, daß sie einen schönen Plot geschrieben hat, der die ebenfalls in reichem Maß enthaltenen erotischen Szenen sinnvoll einbettet und sie aus dem Bereich von Selbstzweck heraushebt.
Mittwoch, 2. Mai 2018
Kooky Rooster
Was ich auch von ihr lese, ich stelle keine Wiederholungen fest. Außer vielleicht bei den sexuellen Praktiken, bei denen die Varianten naturgemäß irgendwann alle erzählt sind, enttäuscht sie nicht in Sachen Erfindungsreichtum.
Die Wiederkehrer
beglücken mich wie in fast allen ihren Büchern durch herrliche Einfälle. Solche schnoddrigen Schutzengel, die Harley fahren und saufen, habe ich mir schon lange gewünscht. Und ohne Bruch und ohne Zynismus kleidet sie herzzerreißendes Liebesleid in diesen humoristischen Rahmen.
Ich las ihre eigene Aussage, sie könne aufgrund der Rahmenbedingungen -- laute Mitbewohner im Haus -- im Moment keine Romane mehr schreiben und halte sich jetzt mit Lektorentätigkeit über Wasser. Ich bete zu ihrem schnoddrigen Schutzengel, dass er es wieder möglich macht und ihr die Ruhe zum Arbeiten schenkt.
Die Wiederkehrer
beglücken mich wie in fast allen ihren Büchern durch herrliche Einfälle. Solche schnoddrigen Schutzengel, die Harley fahren und saufen, habe ich mir schon lange gewünscht. Und ohne Bruch und ohne Zynismus kleidet sie herzzerreißendes Liebesleid in diesen humoristischen Rahmen.
Ich las ihre eigene Aussage, sie könne aufgrund der Rahmenbedingungen -- laute Mitbewohner im Haus -- im Moment keine Romane mehr schreiben und halte sich jetzt mit Lektorentätigkeit über Wasser. Ich bete zu ihrem schnoddrigen Schutzengel, dass er es wieder möglich macht und ihr die Ruhe zum Arbeiten schenkt.
Mittwoch, 25. April 2018
Geile Lektüre
Ein schwuler BDSM-Roman einer amerikanischen Autorin ist sehr zu empfehlen. Absolut korrekt vom Standpunkt von SSC, sehr detailliert beschriebene, sehr sexy Session. Liebevoll dabei --wie wir Sadomasochisten es eben mögen! Ich bin erst relativ am Anfang. Aber das ist genau die Art zu spielen, wie ich sie geliebt habe -- halt mit dem Unterschied, dass ich eine Frau bin.
Update: Nachdem ich es nun durchgelesen habe, bin ich vom Plot enttäuscht. Viele Chancen auf interessante Verknüpfungen sind vergeben worden, vor allem die weiblichen Charaktere bleiben sehr flach und wenig konturiert; die Handlung wird gerade zum Ende hin nicht sehr folgerichtig. Es ging der Autorin merklich hauptsächlich um den pornografischen Anteil.
Update: Nachdem ich es nun durchgelesen habe, bin ich vom Plot enttäuscht. Viele Chancen auf interessante Verknüpfungen sind vergeben worden, vor allem die weiblichen Charaktere bleiben sehr flach und wenig konturiert; die Handlung wird gerade zum Ende hin nicht sehr folgerichtig. Es ging der Autorin merklich hauptsächlich um den pornografischen Anteil.
Donnerstag, 5. April 2018
Weht nun ein neuer Wind?
FetLife und andere Portale ziehen die Schraube enger. Das wird durch die neuen Gesetzesvorhaben SESTA & FOSTA bewirkt, die zur Zeit diskutiert werden und die offenbar den Puritanismus aus der Mottenkiste holen sollen. Das ist bedenklich, denn diese Veränderungen betreffen alle Nutzer der Portale, aber es gibt kaum Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Klar, da gehen demokratische Rechte den Bach runter. Wir werden erst wieder eine Begeisterung für Demokratie sehen, wenn alle verstehen, was es bedeutet, wenn scheinbar selbstverständliche Freiheiten verloren gehen.
Niemand führt so inflationär das Wort "freedom" im Munde wie die Wortführer der USA, und niemand geht so unsensibel mit den Freiheiten der eigenen Verbündeten um.
Wir haben das anderwo diskutiert, Freunde, Feinde und ich. Allerdings finde ich, dass Panik nicht sein muss. Denn wenn wir die reale BDSM-Szene weiter ausbauen, wie es früher schon der Fall war, müssen wir uns darum nicht groß kümmern. Die Online-Kontakte werden ebenfalls ihre Erscheinungsform verändern, neue Bezeichnungen werden die Filter im Netz umgehen, und ich fände es keinen Schaden, wenn es insgesamt ein wenig dezenter zugehen würde, auch wenn man es nach wie vor im realen Leben mit der gleichen Leidenschaft treibt. Heimlichkeit birgt natürlich Gefahren, und die Öffentlichkeit war ein Sicherheitsfaktor und hat geholfen, diese Variante der Liebe von ihrem Nimbus des verboten Sündigen und sogar Verbrecherischen zu befreien. Aber ich glaube an den Ideenreichtum des Menschen, wenn ihn eine Sehnsucht beflügelt, und Sehnsucht habe ich zuletzt viel weniger erlebt als Sattheit. Das jederzeit mühelos Erreichbare verliert seinen Reiz. Die Romantik verfliegt. In der Internet-Szene haben sich Leute breitgemacht, die mit unserer Beschreibung von BDSM nichts mehr zu tun haben, ja, die Ansichten äußern, die verraten, dass sie BD, SM und D/s sogar eher verachten. Die Attribute unserer Leidenschaft sind zu bedeutungslosem Dekor für eher banale Varianten von Sex verkommen. Und für einige geht es nur und nur um Geld. Vor allem diese rein im Internet agierenden Geldherrinnen missbrauchen die Kennzeichen und die Vokabeln des BDSM, um daraus ein sinnentleertes Zerrbild zu machen. Solche Kräfte gehören nicht in die Portale, und ich finde es richtig, dass FetLife sich dagegen zur Wehr setzt.
Haben sich nicht manche vertraulich geäußert, sie würden es vermissen, so ein wenig im Verborgenen zu agieren, das sei ihnen lieber als die Banalisierung der Internet-Gruppen? Voilà, da ist es wieder.
Niemand führt so inflationär das Wort "freedom" im Munde wie die Wortführer der USA, und niemand geht so unsensibel mit den Freiheiten der eigenen Verbündeten um.
Wir haben das anderwo diskutiert, Freunde, Feinde und ich. Allerdings finde ich, dass Panik nicht sein muss. Denn wenn wir die reale BDSM-Szene weiter ausbauen, wie es früher schon der Fall war, müssen wir uns darum nicht groß kümmern. Die Online-Kontakte werden ebenfalls ihre Erscheinungsform verändern, neue Bezeichnungen werden die Filter im Netz umgehen, und ich fände es keinen Schaden, wenn es insgesamt ein wenig dezenter zugehen würde, auch wenn man es nach wie vor im realen Leben mit der gleichen Leidenschaft treibt. Heimlichkeit birgt natürlich Gefahren, und die Öffentlichkeit war ein Sicherheitsfaktor und hat geholfen, diese Variante der Liebe von ihrem Nimbus des verboten Sündigen und sogar Verbrecherischen zu befreien. Aber ich glaube an den Ideenreichtum des Menschen, wenn ihn eine Sehnsucht beflügelt, und Sehnsucht habe ich zuletzt viel weniger erlebt als Sattheit. Das jederzeit mühelos Erreichbare verliert seinen Reiz. Die Romantik verfliegt. In der Internet-Szene haben sich Leute breitgemacht, die mit unserer Beschreibung von BDSM nichts mehr zu tun haben, ja, die Ansichten äußern, die verraten, dass sie BD, SM und D/s sogar eher verachten. Die Attribute unserer Leidenschaft sind zu bedeutungslosem Dekor für eher banale Varianten von Sex verkommen. Und für einige geht es nur und nur um Geld. Vor allem diese rein im Internet agierenden Geldherrinnen missbrauchen die Kennzeichen und die Vokabeln des BDSM, um daraus ein sinnentleertes Zerrbild zu machen. Solche Kräfte gehören nicht in die Portale, und ich finde es richtig, dass FetLife sich dagegen zur Wehr setzt.
Haben sich nicht manche vertraulich geäußert, sie würden es vermissen, so ein wenig im Verborgenen zu agieren, das sei ihnen lieber als die Banalisierung der Internet-Gruppen? Voilà, da ist es wieder.
Freitag, 16. März 2018
Der Doge und sein Sklave
Am Abend des darauffolgenden Tages rief Josef die Bewohner des Hauses zusammen. Er erklärte, daß Pitro ganz offiziell seine Hilfe angeboten hatte, um Sukent wieder aus der Hand des Usurpators zu befreien.
Ungläubiges Kopfschütteln war bei vielen die Reaktion. Maurice blickte versteinert drein, und auch Cochise, Spex, Freydux, Tecumseh, Dario, Pandor, Heathea tuschelten untereinander. Lux und Marix schüttelten stumm vor Wut die Köpfe und preßten die Lippen aufeinander.
„Er hatte in der Nacht eine lebensbedrohliche Krise“, sagte Ainu auf einen Blick, den er mit Josef tauschte, „er bekam keine Luft, hatte Herzprobleme, Mato Sapé war da und hat ihn eben noch dem Tod von der Schippe gezogen. Pitro sagte mir danach, der Tod ist der beste Missionar, er bekehrt dich in einer Nacht.“
„Ist er fähig, unserer Versammlung beizuwohnen?“
„Ja, es geht ihm einigermaßen.“
„Bringt ihn her“, verlangte Tanguta. Vier starke Männer waren rasch gefunden, die ins Haupthaus gingen und die Hängematte an vier Enden faßten und sie mitsamt Inhalt ins Gartenhaus brachten, dessen Stützpfeiler gut geeignet waren, um die Seile daran zu befestigen.
Weitere Mitwirkende an dieser Konferenz trafen ein, die Leute aus Leßweiler, die Amazonen aus anderen Kommunen, auch Kúsali und Khorasan scharten sich um den Dogen. Schließlich waren mehr als 30 Personen versammelt.
Ich trat vor und sprach die Begrüßung, wie man es vom Hausherrn erwartete. Pitro lag mit geschlossenen Augen da; er sah elend aus. Ainu brachte den Sauerstoff, der immer wieder mal benötigt wurde. Wir lauschten, ob zynische Sprüche kämen, wie wir es nun gewohnt waren, aber er schwieg, war matt und verschlossen.
Die Kraft seiner Stimme war gering, ich ließ alle näherrücken. Das Stimmengewirr verstummte.
Ich richtete seinen Oberkörper noch ein Stück auf und stopfte ein großes Kissen hinter seinen Rücken.
„Leute“, sagte er, „wir haben es mit einer großen Gefahr zu tun. Es geht nicht nur um ein bißchen Lebensstil, es geht um das Leben der Homsarecs, die in Sukent leben, und das betrifft die ganze Cultura. Ich schulde euch all meine Kraft und mein Wissen. Und ich weiß viel. Ich werde euch alles sagen, was euch helfen kann. Ich weiß, viele von euch trauen mir nicht. Das ist verständlich.“
Er pausierte, und Ainu setzte ihm für ein paar Minuten die Sauerstoffmaske auf.
„Sukent ist in der Hand von Leuten, die auch meine Feinde sind, die mein Leben und meine Familie zerstört haben. Ich will einen heiligen Eid ablegen, euch zu helfen, auf eurer Seite zu sein, und ich werde mein Leben dafür verpfänden, daß ich ihn halte.“
Das war durchaus kein Spruch, denn in alten Zeiten waren die Brecher großer Schwüre zuverlässig gestorben, sei es, daß sie selbst Hand an sich legten, sofern sie Cro waren, sei es, daß rätselhafte Krankheiten oder Unfälle sie dahinrafften.
Gemurmel erhob sich. Rufe wurden laut, die seine Glaubwürdigkeit anzweifelten.
Maurice meldete sich zu Wort. „Geht es dir wirklich um uns oder um deine eigene Rache?“ fragte er.
„Du hast recht, ich hasse Tarfur“, gab Pitro fast flüsternd zu, „aber ich habe die Cultura lieben gelernt. Und wenn es nur die Pflege wäre, die ich durch euch erfahre, wenn ich nichts sonst über die Cultura wüßte — wie sie ihren Feind pflegen, das macht sie tausendmal schützenswerter für mich als die jetzt in Sukent herrschenden Kräfte.“
„Was wollen sie?“ fragte ich entgeistert.
„Das, worauf ihr so wenig Wert legt. Geld. — Ihr seid ihnen egal.“
„Glaubt ihm! Fragt ihn, wer König ist!“ kam ein Ruf aus dem Off. Ich sah die anderen an. Sie rissen die Augen auf.
Ich wandte mich Pitro zu: „Hast du das gehört?“
„Ja, Dominus“, sagte er, und das war das erste Mal, daß ich von ihm Respekt erfuhr.
„Wer ist König?“ fragte ich ihn so laut, daß es alle hören konnten.
„Kúsali“, sagte er.
„Richtig“, antwortete die Basilosphäre.
Kúsali verteilte gerade Tee und wirkte nicht so, als ginge ihn das was an.
Mittwoch, 14. März 2018
Donnerstag, 8. März 2018
Homsarecs! Band 2: Der Doge & sein Sklave
Die
Homsarecs haben erkannt, dass die Leute des neuen Dogen ihnen ihre
Hauptstadt aus den Händen winden. Sie werden kämpfen müssen. Als Vorbereitung unterbrechen sie die Stromzufuhr und den Handy-Verkehr in der Stadt, indem sie eine "Nacht der Romantik" ausrufen, in der nur Kerzen brennen sollen.
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Ameisenhaft
sind die Amazonen ausgeschwärmt. Pax hört ihren Befehl. Sie seilt sich aus dem
Fenster ab. Zum Teufel mit dem Arbeitsvertrag. Sie hat sich mit einem Tee gestärkt,
der in diesem rätselhaften Kerzenpaket war, das in der Küche ihres Puffs steht.
Der tat gut und hat ihr die Stimmung ein wenig aufgehellt. Und
kaum, daß sie ihn ausgetrunken hat, hört sie ihren Marschbefehl. Sie fühlt sich
für die Nacht erwachen wie eine ausgewilderte Pantherin. Sie zieht die Luft
der dunkelnden Stadt in die Nüstern und erschaudert vor Glück. Jetzt ist sie
wieder in ihrer Amazonentracht und mit Bogen über der Schulter, Wurfbeil und
Köcher an der Hüfte aufgerüstet.
Die
Neonlichter sind aus. Sie ahnt, was das heißt. Und halleluja, die Stimme des
Königs ist laut und vernehmlich.
„Mädels
mit und ohne Schwanz! Rafft eure Röcke! Die Zeiten des Duckmäusertums sind
vorbei. Ihr seid wieder da, ihr stolzen Homsarecs. Kämpft! Kämpft! Kämpft!
Schluß mit dem Gejammer! Und wenn euch warm wird: Nein, das ist nicht der
Zustand, das ist der gute alte Joy de Guerre. Fürchtet euch nicht vor den
Rotten, die werden durch Befehle per Handy gelenkt, und die Handys sind heute
tot! — Pax!
Rauf auf den Dachboden, die Kameradin wartet. Scheiß auf Spielzeug, es geht um
Leben und Tod.
Ich bin Aimoré von den Nachtschwalben. Ich werde euch strategisch führen. Das
ist meine Sühne. Ich liebe euch. Sukent soll frei sein! Olsun — olsun — olsun!“
Das
Dreifache Siegel. Er meinte es ernst.
Mit
der Sicherheit des Wissens von selbst tauchte sie in einen Hintereingang, lief
die Treppen hinauf, hörte ein Flüstern in der Finsternis: „Schwester,
willkommen!“ — „Ruradix?“ — „Ja! Und du bist es, Pax?“
Die
andere hatte eine Zange, knipste Kabel durch, Pax riß weitere mit den Händen
raus, soweit sie es konnte. Sie faßten sich bei den Händen und umarmten sich
kurz, dann ging es Hand in Hand hinauf aufs Dach und zum nächsten Gebäude.
Im
schwachen Restlicht sahen sie andere laufen, die das gleiche taten wie sie.
***
Tanguta ging als erster. „Für kleine Eiderenten.“ Also folgte ich recht bald, ging „für kleine Kraniche“ und sah, wie er gerade splitternackt den Hinterausgang verließ, nur die Stiefel hatte er an. Vanessa hatte noch gerügt, die paßten überhaupt nicht zum Abendanzug. Seine Kleidung hing in der Garderobe. Alles.
Ich tat es ihm nach und schlüpfte in der gleichen Uniform nach draußen.
Weitere folgten uns. ‚Der Bankettsaal dürfte sich lichten‘, dachte ich. Wir trafen an der Ecke einen Trupp, der uns mit Bogen, Pfeilen, Wurfbeil und Gürtel ausstattete. In allen Kanälen fuhren scheinbar harmlose Lieferbarken, solche, wie sie sonst in den Nachtstunden Brot brachten und andere Lebensmittel von den Inseln, aber jetzt kamen damit Krieger mit Bögen, Pfeilen, Wurfäxten, Blasrohren.
Zwei der Damen hatten offenbar Harness und Chaps unter dem Abendkleid getragen. Und Stiefel. Auch sie bekamen nun Waffen. Und Farbtiegel hatten sie auch im Gepäck.
Ich zog mir rasch ein paar schwarze Streifen durchs Gesicht und machte Tanguta die Gesichtsmaske mit senkrechten roten Wellen, die aussahen wie fließendes Blut.
Wir gaben uns den Kriegerkuß, das ist ein liebevoller Biß ins Ohr, in die Wange oder ins Kinn, je nachdem, was der andere anbietet, und dieser Biß ist so stark und blutig, daß wir auf der Stelle in Joy de Guerre kommen. Und auch mit ganz Fremden tauschte ich den Kriegerkuß.
Erstes Kampfziel war Schutz von bedrohten Häusern und ihren Einwohnern und/ oder Kulturgütern. Zweites Kampfziel war die Festnahme der Rottenführer und — wenn möglich — des neuen Dogen selber. Der würde sich bald zu seinen Truppen begeben. Denn wenn er nicht selber einstand für seinen Anspruch auf den Thron, würde das Volk ihn nicht als Dogen akzeptieren. Und der wurde ja neuerdings vom Volk gewählt.
Und wenn die Cros das nun anders sahen? Vielleicht erwarteten sie gar nicht, daß er ein Kriegerdoge sein sollte?
Wie auch immer. In unseren Augen würde Taguta ihn vorführen, wenn er nicht selber kämpfte. Vielleicht waren wir naiv, aber wir hatten da immer noch mittelalterliche Vorstellungen.
Unser drittes Kampfziel würde sein, die Sala de Thing* zusammenkommen zu lassen, nachdem der Kampf militärisch entschieden wäre, und ich zweifelte nicht an unserem Sieg, denn wie ich hörte, waren von allen Seiten Brüder auf dem Weg zur Stadt, die aus dem Umland und den Nachbarländern kamen. Fischer erboten sich, sie zu fahren, private Yachten machten Fährdienste. Wir fragten nicht, warum die Bereitschaft so groß war, wir hatten anderes im Kopf.
Wir hatten Warnungen gehört, wir sollten uns vor den privaten Wachdiensten der Firmen in Acht nehmen. Sie seien teils besser ausgestattet und bezahlt als die Leute Tarfurs. Hailberg Saatgut und Gen-Patente, Hatchbit Kindernahrung, Banco Leonalato und Stimudolce Getränke waren die Größten unter ihnen. Mag sein, daß sie sich tagsüber wichtig machten und auch mal jemanden einschüchtern konnten; jetzt war von ihnen nichts zu sehen. Mit Sicherheit hatten sie jedoch diese hochmodernen Waffen und Sichtgeräte gesponsert.
Und schon tanzt ein roter Suchstrahl auf Tangutas Brust, weicht nach rechts aus, zaudert, läßt uns genug Zeit abzutauchen, und der Schuß schlägt oberhalb von Tanguta in die Mauer ein. Aha, es funktioniert. Es liegt an Joy de Guerre. Wir schleudern unsere Hitze in die Gegend wie die Sonne ihre Protuberanzen, das Suchgerät erkennt nur strahlende Fetzen, die Konturen der Person selbst sind nicht klar erkennbar. Die Gestalt scheint über ihrem tatsächlichen Standort zu stehen, befindet sich mal rechts, mal links in dem wabernden Lichthaufen. Es mußte schon sehr, sehr viel Pech sein, wenn einer von uns getroffen würde. Bei der Multischuß-Funktion hätten wir schlechte Karten gehabt. Dann hätten wir gleich in den Nahkampf gehen müssen, um die Waffen zu erbeuten. Das wäre verlustreich geworden.
Wir schreien unisono den Kriegsschrei. Wir sind eine größere Gruppe, ich stelle mich vor Tanguta, als noch weitere Projektile neben und über uns einschlagen. Mein Zielgerät ist bestens in Ordnung, ich schleudere mein Beil in Richtung des Angreifers. Ich sehe es gemächlich zu ihm hinschweben. Die Zeit dehnt sich, wenn du auf Joy bist. Aber eben nur für uns. Noch ein Vorteil.
_________________________________
* Das Parlament der Stadt
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