Isatai steht vor dem
Spiegel. Er ist ein Homsarec.
Er ist immer noch
ein schöner Kerl, stellt er fest. Lange schwarze Haare liegen auf seinen Schultern
und schlängeln sich sanft bis auf die Brust hinab. Sie umspielen das eine der
nur zwei Tattoos, die er trägt; es ist ein handtellergroßer Kranich unterhalb
des rechten Schlüsselbeins.
Isatai ist nackt. Er braucht keine Kleidung, um
sich zu wärmen, denn er hat ständig einen Überschuss an Hitze. Seine Zähne sind
scharf, haben gerade Schneiden, man sieht ihnen nicht an, wie gefährlich sie
sind, und sie wachsen nach, wenn sie beschädigt werden.
Um sich zu schmücken, legt er einen gewebten
Gürtel um seine Hüften und zieht vorn und hinten ein langes Tuch hindurch. Es
ist vielfarbig gestreift und reicht vorn und hinten bis zur halben Wade. Der
Rand ist mit passenden Saatperlen geschmückt, das gibt dem Tuch einen schönen
Fall.
Er schiebt es noch ein wenig zusammen, damit man
den Wolf, das Tattoo auf seiner linken Hinterbacke, sehen kann. Der Kranich
zeigt die Familie seiner Mutter an, der Wolf ist das väterliche Stammzeichen.
Isatai befindet sich in einem Zimmer, in dem er
schläft und auch zeichnet, manchmal auch malt. Allerdings nicht, wenn er
Ölfarben benutzt; die Gerüche würden seinen ohnehin schlechten Schlaf noch
mehr stören.
Heute ist Isatai vierzig Jahre alt geworden, und
das heißt, der Zeitpunkt seines Todes rückt näher. Kein männlicher Homsarec
wird älter als 43 Jahre, soweit er weiß. Sein Vater hat mit dieser Zahl einen
Rekord aufgestellt, denn er forschte nach den Ursachen. „Schlafen müßt ihr,
nervöses Pack!“ sagte er und gab allen einen Beruhigungstee. Vergeblich, nichts
stellt diese wachen Naturen ruhig.
Isatai ist verliebt. Und so lange hat er darauf
gewartet, Kontakt mit dem Geliebten aufzunehmen der nichts davon weiß.
„Lass ihn in Ruhe, bis er selber zu dir kommt!“
hat Isatais Mutter ihn angefunkelt, „oder ich schlage dich, bis du nicht mehr
sitzen kannst!“
Oh ja, Mama hat auf ihn aufgepasst. Auf den
bezaubernden Iván.
Aber jetzt hat Isatai keine Zeit mehr zu warten.
Er wird etwas unternehmen.