#charactersofoctober #desschreiberswildeträume
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Fido: Ein wehrloser,
kleiner Mensch zu sein, der sich im Bett verhält, als würde man ihm
die peinlichsten Geständnisse abpressen.
Hieronymus: Pfui! Vor
allen Leuten sagst du so etwas. Und mich klein zu nennen! Was hat
mich geritten, mir dich an den Hals zu hängen?
Fido: Lieber
Herr, du bist mit deiner Silberflasche zu mir auf den Wehrgang
gestiegen, um mir einen Trunk zu bieten. Niemand, der mich dort in
voller Pracht meiner schweren Kürass gesehen, kam je auf die Idee.
Also liebte ich dich sofort. Und du?
Hieronymus: Es ist die
Freiheit deines Gebahrens, was mich sofort zu dir zog. Ihr Thiere
seid so frei von falscher Scham und auch von Dünkel. Und als ich
nach dem Überfall deiner Pflege bedurfte...
Fido: Reden wir nicht davon, dein geschlagener Kopf schmerzte auch mich.
Hieronymus:
Nun ist es wieder an mir zu antworten, denn Fido
kann nicht lügen, will es auch nicht können und weiß, dass es im
Kreise von Seinesgleichen nicht möglich ist. Ich hingegen habe viele
brenzlige Situationen erlebt, in der nur eine Lüge die Rettung war.
Soll man marodierenden Landsknechten sagen, wo das Korn, das Silber
oder die halbwüchsige Tochter versteckt ist? In solcher Lage ist es
rettend, richtig und moralisch zu lügen, also absolut
gerechtfertigt.
Die Thiere haben in solchen Situationen andere
Mittel. Sie würden sagen: »Mein Silber ist unter den Dielen, komm
und hol’s dir.« Und würden den, der es versucht, in Stücke
hauen. Wiederum kann ihre Ehrlichkeit sie in schlimme Lagen bringen,
doch wissen sie nicht, wie man lügt.
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Fido: Heute antworte ich einmal an Stelle meines lieben Hieronymus, weil der alles verzeiht und daher der Beantwortung entbunden ist.
Hieronymus: Mir würde vielleicht etwas einfallen, aber ich muss lange nachdenken...
Fido: Tu das, inzwischen unterhalte ich mich mit diesem verdammt schneidigen Marquis. Eine Augenweide von Mann... Jaja, Roni, er kommt gleich nach dir, mein Schatz. -- Also: Ich kann nicht verzeihen, wenn jemand uns Thieren gegenüber hinterlistig ist. Man weiß vielleicht, dass wir Thiere telepathisch kommunizieren, wenn wir einander nicht nah genug sind, um zu sprechen. Das heißt natürlich, dass es unsinnig ist, wenn wir einander belügen würden, wir durchschauen das. Nun kann man sich auch dagegen verschließen, "gelesen" zu werden. Das gilt unter uns als unhöflich. Die meisten Nicht-Thiere wissen nicht, wie das geht. Viele wissen auch nicht, dass wir sie lesen. Wir sind gutwillig, aber oft auch naiv, das weiß ich von Hieronymus und auch von dem Popen, der mich von meinem 7. bis zum 14. Jahr erzogen hat.
Wenn aber einer sich gegen uns verschließt und uns dann in die Irre führt, böse Absichten versteckt, uns oder einem uns lieben Menschen zu schaden trachtet, während wir unsere Gedanken offenlegen -- dann hat er auf immer den Todfeind in uns.
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Hieronymus:
Als Streiter für Schweden sah ich einige Orte in Teutschland, auch Österreich; später, nachdem ich dem Kaufmann in Lübeck diente, bereiste ich auch Orte, da der Dannebrog wehte, wie Altona oder Schleswig, doch dies nur kurz, da die Dänen wieder mit den Schweden aneinandergerieten. Um einige Waren in Sicherheit zu bringen, sandte mich mein Brotherr nach Estland, wo die Herrschaft Schwedens stabil war.Nach Russland
entführt, sah ich auch manche Orte im Norden des Zarenreichs, auch
das große und mächtige Nowgorod ("weliki" heißet ja
"groß"). Dort erfuhr ich jedoch eine Behandlung, nach der
es mir nicht just glücklich schien, in diesem Lande zu weilen; und
auch meine Verschleppung weiter in den Norden, wiewohl in der
Gegenwart des schönen Aryol, machte die Sache nicht besser. Somit
küre ich Russland als den Gewinner meiner Wahl des Landes, das zu
meiden ich mich zuförderst bemühe.
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Tag 14: Wann hast du unmoralisch gehandelt?
Als ich dem Charme von Aryol erlag. Ich hätte Ausreden, man hatte mich ins tief verschneite Dorf bei Ladoga verschleppt, wo dieser Mann lebte; von Fido getrennt zu sein, wäre nicht wirklich Grund genug gewesen. Aber wer jemals die ‘Thiere’ kennengelernt hat, der weiß, wie groß ihre Anziehungskraft ist, sie können dich geradezu hypnotisieren. Hätte ich einem anderen Mann widerstehen können, einem, der nicht zu den ‘Thieren’ zählt? Vermutlich. War ich moralisch geschwächt von den Ereignissen, die dem vorausgingen? Vermutlich.
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@Barbara Drucker/Aventiure Schreibcoaching
Hieronymus:
Ich rühme mich keiner Waffen, auch wenn ich auf der Seite der Schweden mitfocht. Ich sah so vieles Blut, fühlte den Schmerz einer Kugel, die in mein Bein drang. Doch ward sie mein Schutz, sintemalen mein Kriegsdienst damit geendet. Von da an wusste ich mich zu schützen und bemerkte Gefahr, wenn noch kaum Anzeichen dafür erschienen.#charactersofoctober #desschreiberswildeträume
#charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...