#charactersofoctober #desschreiberswildeträume
Hieronymus: Wie ich sie nennen sollte, muss ich überlegen; jedenfalls meine ich, dass die Kräfte in der Gesellschaft balanciert sein sollten, so dass keiner übermütig werden kann, weil ihn seine politischen Ambitionen zu Kopfe steigen. Ein Beispiel: Die Herrschaft der Schweden in Estland, sag ich, und warum? Sie sind kriegsmüde, darum richten sie alles so ein, dass möglichst Abkünfte zu allseitiger Zufriedenheit die Verhältnisse sichern. Die Handwerksgilden, welche regelmäßig im Rathaus tagen und auch ihre Stadthäuser haben, sind beinahe so mächtig wie der schwedische Gouverneur. Der Herr Oxenstierna ist ein milder Herr, und er regieret nicht fern vom Volke oben auf dem Schloss auf dem Domberg, sondern er hat seine Amtsgeschäfte ins Rathaus verlegt, wo er täglich Debatten mit den Ratsherren hat. Und jede Fischfrau kann ihm vortragen, man habe sie bei Verteilung der Marktplätze durch den Rat übervorteilt. Manche maulen, sie würden sich in diesen Abstimmungen verzetteln, wann den ein klares Machtwort käme? Der Gouverneur jedoch bestehet darauf, dass seine Handlungsfreiheit eben in einer allseitigen Zustimmung bestünde, welche er durch Harmonisierung zu erlangen trachte.Hier kann nicht einfach mit Befehlen regiert werden, wie es die Russen so gern haben. Und wenn es sie selber den Kopf kostet, so ist ihnen das wohl lieber, als dass er durch Wahlfreiheit verwirrt würde. Wollte Gott, sie blieben für immer außerhalb unserer Grenzen.