Montag, 13. November 2017

SPIEL

Erinnern sich noch alle daran, wie unsere Leidenschaft vor 25 Jahren in der Presse gehandelt wurde? Wie sie in der Kriminalliteratur und Kriminalfilmen dargestellt wurde? Kaum war die Rede von Freiwilligkeit und dem Achten auf Sicherheit bei den Aktionen. Eben erst kam eine Idee davon über den Atlantik, dass nicht nur das freie Ausleben von schwuler und lesbischer Liebe Teil einer sexuellen Emanzipation sein konnte, sondern auch das Vergnügen am Fesseln und Schlagen. Das war vor allem auch deshalb so schwierig, weil gerade das zweite im krassen Gegensatz zum Ideal der Gewaltlosigkeit stand. In unzähligen Krimis starben Männer und Frauen einen ruhmlosen und sogar peinlichen und blutigen Tod in der Schwüle eines Hinterzimmers im Puff, das als Folterkammer eingerichtet war.
Die andere Möglichkeit der Darstellung war haha, lustig, die peinlichen Perversen waren für allerlei Scherze gut, was vor allem die devoten Männer traf, und das ist bis heute ja noch nicht ganz weg.
Wer sich zu solchen Praktiken bekannt hätte, lief eben Gefahr, in die Nähe von sexueller Gewalt gerückt zu werden, die Scheußlichkeiten aus mittelalterlichen Gruselthemen einholte; oder er konnte durch Lächerlichkeit getötet werden.
Was konnte uns retten, uns, die wir nicht anders konnten? Uns, die wir uns zu den Grundsätzen von Sicherheit, klarem Bewusstsein und Einvernehmlichkeit bekannten?
Kluge Köpfe kamen auf die Idee, das Ausleben, das echte, das gefühlte, das leidenschaftliche, das authentische Ausleben dieser Veranlagung als
SPIEL
zu bezeichnen, um sich und die Gleichgesinnten zu schützen.
Daran denkt bitte, wenn es mal wieder heißt: "wir spielen nicht".
Gähn.

Freitag, 27. Oktober 2017

Isegrims Tagebücher, Hörbuch




Ich lese hier aus dem Roman vor. Nicht mit einer passenden Stimme, das weiß ich wohl, aber wer würde sonst lesen? Und vor allem: Würde es mir Spaß machen, wenn es jemand anderes täte? Nein.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Sklavenverträge

Deutschland sucht den Sklavenvertrag

Was sind das für seltsame Dinge? Viele trauen ihnen nichts zu. Der Begriff wird auch schon mal für windige Erpressungsversuche missbraucht, wie man auf einer Anwalts-Website nachlesen kann. Juristisch ist so etwas kaum nutzbar, vielleicht geht der Schuss sogar nach hinten los. Viele Juristen betrachten solche privaten Abmachungen als sittenwidrig, sehen sie doch aus wie ein Versuch, dem geltenden Recht eigene Definitionen entgegenzusetzen. Größte Sicherheit gegen z.B. Vergewaltigungsvorwürfe bietet immer noch die Community, die lebendige Gemeinschaft von persönlich bekannten Menschen, die sich in der realen Welt treffen, denn wer hier bekannt ist und Vertrauen genießt, kann seinen Leumund wirksamer verteidigen als ein Cyberheld.
Was aber kann so ein Vertrag? Wer setzt ihn auf?
Es gibt Vorlagen für solche Verträge. Ich habe bis jetzt noch keinen vernünftigen gefunden. Etliche kannst du in die Tonne treten. Sie sind nichts weiter als eine aufgeilende Spielerei.
Versuchen wir aber mal, etwas Nützliches zu entwerfen.
Ich befasse mich jetzt nicht mit Kleidungsvorschriften und Praktiken. Das kann Gegenstand des Vertrags sein, aber es trifft nicht sein Wesen und seine Chancen.
Viel wichtiger sind Fragen wie:
-- Welchen Stellenwert wird unser Machtgefälle haben, durchgehend, unterbrochen oder gelegentlich?
-- Wie regeln wir unseren Alltag? Spielt Dominanz/Submission darin überhaupt eine Rolle?
-- Welches Rollenmodell für Top und Sub wird favorisiert? (1)
-- Wie weit geht das Machtgefälle: Vermögensverwaltung? Aufenthaltsbestimmung? Auswahl von Bildungsinhalten? Soziale Eingriffe (Top wählt Freunde des Sub aus und verbannt andere)?
-- Richten wir eine Auszeit für Manöverkritik ein? Wann? Nach der Session? Jeden Sonntag? Jeden Ersten?
-- Wie beziehen wir Dritte ein? Gar nicht? -- auf Parties? -- wie weit darf das gehen?
-- Wie wirksam sind Kurskorrekturen seitens Sub, wenn das Bedürfnis besteht?
-- Wer kann die Beziehung beenden?
Ganz klar: Beide haben das Recht! Wer gehen will, geht. Alles andere wird als Freiheitsberaubung bestraft. Liebe Subs, wenn euch ein Vertrag vorgelegt wird, in dem ihr auf alle Rechte verzichtet, sogar darauf, die Beziehung von euch aus zu beenden, dann sollten eigentlich alle roten Lichter aufblinken.
Verträge mit diesen Inhalten können auch ganz am Anfang einer Beziehung mit Machtgefälle entworfen werden, sie helfen zu erkennen, auf was ein Newbie sich einlässt, darum finde es gut, wenn man sehr früh das Thema bespricht. (2)
Ich weiß, dass vielen, auch den Subs, solche Aussagen zu unromantisch sind. Aber o Wunder, wie unromantisch es wird, wenn Frauen nicht doch gelegentlich Freiheiten genießen können! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Seite der Persönlichkeit wieder durchsetzt. Schließlich sind wir in einer Gesellschaft aufgewachsen, die Werte wie Gleichberechtigung und Mitgestaltung der Demokratie vertritt. Wenn sich subs eine ganze Weile widerstandslos haben prägen lassen und irgenwann aufwachen und sich fragen, wie weit sie schon von ihrer ursprünglichen Persönlichkeit abgedriftet sind... Dann nämlich zeigt sich eine sehr wichtige Funktion von Sklavenverträgen: 
-- Sie helfen dem Gedächtnis beider nach. 
-- Sie erlauben nachzuprüfen, wie sich die Vorstellungen und Wünsche der Partner entwickelt haben. -- Sie sind eine wichtige Vorbeugung gegen sich einschleichende ungute Tendenzen: Sie zeigen, wo sich Ziele und Grundlagen verändert haben. 

Und es muss nicht immer Top sein, der/die sich manipulativ verhält, sondern das ist auch zwischen einem starken sub und einem sensiblen Top möglich. (3) 

Das alles hört sich so nüchtern an. Dennoch ist es magisch, solche Verhandlungen zu führen, es kann prickeln. Denn auch wenn man eine juristisch nicht so relevante Handlung ausführt, ist klar, dass sie aber die Emotionen der Beteiligten in sehr intensiver Weise ansprechen kann. Und so kann man diesem besonderen Verhältnis eine besondere Tiefe verleihen (4).

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(1)Die Magd, die Zofe, die antike Sklavin, die Leibeigene, die Kurtisane? Der Marquis, der Gutsherr, der Dominus?
Entsprechende Überlegungen können auch im FemDom/malesub-Bereich oder weiteren Konstellationen angestellt werden.
(2) Wichtigste Voraussetzung:
Der Vertrag wird außerhalb des Machtgefälles geschlossen. Die Partner befinden sich zur Zeit der Verhandlung und bis zur Unterschrift auf einer gleichberechtigten Ebene. Das liegt in der Logik eines Vertrags. Wenn du einen Mietvertrag abschließen willst, erscheinst du ja nicht bei den ersten Verhandlungen mit den Worten: "Ach übrigens, ich bin schon mal eingezogen. Sie haben doch nichts dagegen?"
(3) Verträge sind auch ein Mittel gegen bewusste Manipulation, sogenanntes "Gaslighting", das bedeutet, dass der eine Partner den Glauben des anderen an sich selber untergräbt, indem er / sie die Aussagen des anderen ständig bezweifelt und das Selbstwertgefühl des Partners schwächt, kaschiert durch Fürsorglichkeit, bis ein Partner völlig abhängig vom anderen geworden ist und sich selber nichts mehr zutraut. Die Bezeichnung stammt von einem Hitchcock-Film mit obigem Titel.
(4) Es ist ja ein Versprechen, das man einander gibt, und damit ist es gefühlstechnisch schon vergleichbar mit einer Verlobung. Und schließlich waren Eheverträge in früheren Zeiten und teils auch heute ein wichtiges Mittel der materiellen Absicherung -- und das hatte natürlich existenzelle Konsequenzen.
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Dienstag, 19. September 2017

Das kühne Unterfangen eines Drehbuchs

Nachdem ich schon den ersten Teil in ein Drehbuch umgesetzt habe, fange ich mit dem zweiten Teil an.
"Man weiß ja nicht, wofür man es noch brauchen kann", sagte meine Großmutter, wenn sie was aufbewahrte, was scheinbar keinen Nutzen hatte.



 








Sonntag, 17. September 2017

Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?


Wer schon vor 25 Jahren erwachsen war unter denen, die dies lesen, kann sich daran erinnern, dass das Coming Out einer sexuellen Abweichung von der damaligen Norm schmerzhaft war. Man ließ es andere nicht wissen, es sei denn, der andere signalisierte vorsichtig, dass er auch dazugehörte -- dabei denke ich vor allem an die Schwulen, deren Situation ich in den 70ern, 80ern ganz aus der Nähe beobachten konnte.
Wer sich selber als sexuell abweichend erkennt, hat quasi einen Knick in der Biografie: Es gibt eine Phase, in der wir erkennen, dass wir nicht ins Schema passen, und in der Situation fand man früher auch wenig Hilfe. Ich jedenfalls dachte darüber nach, indem ich auf die Trümmerlandschaft meiner bisherigen Beziehungsversuche zurückschaute, dass ich wohl missraten sein müsse. Ein Huhn, das kräht -- und denen man beizeiten den Hals umdrehen sollte, wie das Sprichwort sagt. Ich wusste nur, ich will's anders haben. Konventionell macht es mir keinen Spaß. Ich bin "andersrum" -- aber lesbisch auch nicht, probiert und verworfen, aber was dann??
So einen Knick in der Biografie haben viele, den haben Transgender, die fühlen, dass sie im falschen Körper sind, den haben Homosexuelle, wenn sie entdecken, dass das eigene Geschlecht sie so reizt, wie das andere es eigentlich sollte.
Auch devote Männer, sofern sie nicht nur einer Mode folgen und eigentlich Paschas sind, die sich mal verwöhnen lassen wollen, nur anders; sondern wenn sie wirklich devot sind und Lust haben, echt zu dienen, müssen so eine Klärung durchmachen, in der sie sich fragen, was mit ihnen nicht stimmt.
Es gibt auch Männer, die ihr Bedürfnis, ein Top und sadistisch zu sein, selber kritisch hinterfragen. Sie gleichen sich an einem Gentleman-Ideal ab und bemühen sich, den Gentleman und den Werwolf unter einen Hut zu bekommen.
Und es gibt Frauen, die das Ideal, emanzipiert, selbständig, berufstätig und aktiv zu sein, kennen, die es vielleicht erlernt haben und die am liebsten vor dem Herrn knien und den Blick senken.
Diese beiden letzten Rollenideale können aber auch ohne "Knick in der Biografie" gelebt werden.
Kommt euch das bekannt vor?

Samstag, 16. September 2017

Zur Frage der Auflage meines Romans

Auflagen gibt es nicht mehr bei Print on Demand, nur Bestellungen. Aber das mit der kleinen Stückzahl ist richtig, und das ist gut so. Denn die SoG-LeserInnen würden bei der Lektüre meiner Bücher reihenweise in Ohnmacht fallen. Hoffentlich (Oder einschlafen, hihi). Das ist was für spezielle Interessenten, ich würde sagen: Jung-Gothic-Punk-homo/bi. Die reagieren immer am interessiertesten und verstehen auch, was ich sagen will. 
Wie ich allerdings an diese Leserschaft herankommen kann, weiß ich nicht, denn wenn man seine Bücher allein über BoD macht, muss man auch das Marketing zum Teil selber machen.
Und ich kann mich mit meinen Lesern unterhalten, es ist übersichtlich. Gedanken zu teilen ist es, was mich interessiert. Reich wird man eh nur mit großen Bestsellern. Mit "Wie man eine Herrin findet" habe ich bis heute immerhin das Label "Top Seller" im Shop. Den kleinen Luxus eines Außenseiters gönne ich mir dann halt. Ich würde mich wohl nicht wirklich wehren, wenn es größere Kreise ziehen würde -- die Geschichte hat Potential. Aber ich fürchte auch ein bißchen einen Shitstorm, denn manches ist doch recht kontrovers.
Kostenlos lesen kann man einige Teile hier:
Das ist keine reine Werbung, sondern Info und frei zugängliche Auszüge.

Sonntag, 3. September 2017

Wer hat's erfunden? Teil II: Von der Freiheit, ein Sklave zu sein

Fortsetzung — 1. Teil


Die Geisteshaltung dieses Movements war emanzipatorisch, lehnte sich an die Schwulenbewegung an und wurde von nach innen und nach außen wirkenden Zielsetzungen getragen. Nach innen, auf die Mitglieder gerichtet, hatte die Gemeinschaft das Ziel, jene von dem Odium des Verbrecherischen bzw. des Lebensuntüchtigen und Kriecherischen zu befreien. Vor allem aber ging es um die Beendigung von Schuldgefühlen, um die Beendigung der Annahme, man sei mit seiner Perversion allein auf der Welt. Nach außen war die Absicht, dies der Öffentlichkeit zu übermitteln, u.a. der Polizei, der Presse, den Behörden, dem Gesundheitswesen. Die geduldige Arbeit der genannten Initiativen hat dazu geführt, dass Menschen mit einer Neigung zu BDSM nicht mehr als krank betrachtet werden. In der Kielwelle der Gay Liberation ist es gelungen, die Einstufung zu verändern und SM somit aus der Schattenzone der Gewaltverbrechen herauszuholen.
Dieses Ziel ist noch nicht ganz erreicht, aber wir sind ihm ein gutes Stück näher gekommen.
Untrennbar vom politischen Ziel ist die Bewusstseinsbildung. Nur wenn die Grundhaltung eine der „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ ist, wie es die Französische Revolution formulierte und wie es zur Grundlage der amerikanischen Verfassung wurde, kann es eine solche Bewegung für sich in Anspruch nehmen, politisch fortschrittlich zu sein. Die Quadratur des Kreises ist, in eine solche Richtung wiederum das einzubetten, was von den Vordenkern politischer Befreiung auf das Schärfste bekämpft wurde, nämlich — Sklaverei.
Für die Vertreter politischer Befreiungsbewegungen müsste sie eigentlich vollkommen inakzeptabel sein, wenn sie nicht folgenden Grundsätzen gehorchen würde:
— Die Unterwerfung muss körperlich und emotional sicher geschehen, so dass kein Beteiligter einen irreversiblen Schaden erleidet,
— die Aktivitäten müssen aus einem klaren Bewusstsein heraus ausgeführt werden,
— die vollkommene Einvernehmlichkeit muss zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Das setzt natürlich voraus, dass alle Beteiligten zu jeder Zeit von ihrem vollen Recht als menschliche Wesen bekleidet bleiben, welche Experimente sie auch ausführen mögen, welche Erniedrigung und körperliche Behandlung sei auch erfahren mögen. Sie bleiben in allen diesen Situationen ein Mensch mit allen Grundrechten. Sie sind Staatsbürger mit Wahlrecht und allen anderen bürgerlichen Rechten. BGB und StGB sind zu keiner Zeit außer Kraft gesetzt.
Verantwortungsvolle Tops wissen das besser als ihre Subs. Indem sie sich dessen ständig bewusst sind, schaffen sie den Freiraum für Gefangenschaft. Subs können diesen Raum dann genießen und sich in Gefangenschaft begeben.
Zum vollkommenen Genuss gehört natürlich die Illusion einer echten Unfreiheit. Je stärker das Gefühl, eine Selbstbefreiung sei unmöglich, desto stärker der Kick. Und so, wie ein Vorhängeschloss den ungleich stärkeren Kick liefert als eine leichte Seilbondage, so wünscht und verlangt so manches Sub seine Selbstaufgabe in der Macht von Herr oder Herrin.
Und ebenso verlockend und romantisch ist der Gedanke, jemanden zu besitzen, ihm/ihr den eigenen Willen aufzuerlegen. Diese Unfreiheit indessen hat Grenzen. Und diese werden nicht von der schnöden, blöden Außenwelt gesetzt, so dass man seine Dornröschen-Welt nur im Privaten verkapseln muss, und alles ist gut. Eine Störung des Paradieses wird nicht von der Notwendigkeit, arbeiten zu gehen, verursacht, sondern diese ist nur ein Zeichen, dass unser bürgerliches Leben nicht einfach aufhört! Unser bürgerliches Leben ist ja (Millionäre ausgenommen) die Grundlage dafür, dass wir die Lebensform des Machtgefälles genießen können.
Aus all diesem folgt, dass wir die Freiwilligkeit als Grundlage unseres Paradieses hüten müssen. Freiwilligkeit, Wohlergehen, Bewusstsein müssen permanent im Blick bleiben, damit alles beobachtet wird, was eine ungute Tendenz zu werden droht. Top lässt keine Kritik an sich zu? Regiert auch da nach Gutsherrenart, wo es dem Sub wirklich nicht mehr gut geht? Sub muss Raum bekommen, um seine Kritik vorzutragen. Das ist keine Frechheit, keine Unbotmäßigkeit, nichts, wofür Strafe angedroht werden darf. Top hat die Pflicht, sich das anzuhören.
Und in diesem Moment besteht Augenhöhe. Jetzt spricht Mensch zu Mensch.
Ich weiß, dass einige das nicht gern hören. Sie glauben, sie würden dann aus der Rolle fallen. Sie meinen, sie können alles klären, ohne dass Top sein Top-Sein auch nur für Sekunden ausschaltet.
Pardon, aber wer denkt, er müsse sich niemals was sagen lassen, ist größenwahnsinnig.
In guten Zeiten mag das funktionieren. Solange die Beziehung frisch und intakt ist, kann man sich nichts anderes vorstellen. Wir schweben auf einer Wolke. Euphorie ist angesagt. Alles gelingt, alles ist schön. Wir betrachten es schon als Frevel, überhaupt an eine Krise zu denken.
Wenn jemand ein Mietverhältnis eingehen will, ist am Anfang noch alles gut. Wenn aber ein Vermieter sagen würde: „Wir brauchen keinen Mietvertrag, wir verstehen uns doch bestens“ — oder gar: „Einen Mietvertrag machen wir, wenn wir ein Problem bekommen“, dann würden wir sagen, der ist verrückt.
Wenn ich davon rede, ein Top und ein Sub sollten einen schriftlichen Vertrag aufsetzen, ist das dann verrückt? Wo ist der Unterschied?
Mieter und Vermieter sind nicht in einander verliebt. Meist nicht. Schon richtig. Aber sind es nicht gerade die Liebesbeziehungen, die damit enden, dass die Partner sich fetzen wie nichts Gutes?
Zu glauben, dass die eigene Beziehung deshalb friedlicher ist, weil die Rollen klar verteilt sind, mag ein gutes Stück weit tragen. Aber zu glauben, dass es niemals Probleme geben wird, heißt, sich in die Tasche zu lügen.
Wir sollten nicht vergessen, dass das Grundgesetz von der Unantastbarkeit der Würde des Menschen spricht. Auf dieser Grundlage errichten wir ein Machtgefälle. Es gebürt den Vätern des Grundgesetzes Dank, dass es diese Freiheit gibt; und wir müssen dem Strafgesetzbuch dankbar sein, dass es ein Instrument ist, ohne das Missbrauch nicht bekämpft werden kann. Es ist ein Instrument, das das Einnisten von Soziopathen und Triebtätern in den Schutzraum BDSM verhindern helfen kann — wenn die Gemeinschaft wach ist und sich ihrer rechtlichen Grundlagen bewusst bleibt. Missbrauch, destruktive Beziehungen werden zuallererst von den Subs erlitten, und darum müssen sie es sein, die ihre Verantwortung erkennen, ihre Situation analysieren, ob sie in den gegebenen Umständen wirklich glücklich sind. Wo nicht, muss die Beziehung korrigiert werden, nicht das Recht. Ein Top, der sich nicht einem ehrlichen Gespräch auf Augenhöhe stellen kann, der nicht ein vitales Interesse daran hat, das Wohlbefinden seines/seiner Sub wiederherzustellen, ist kein guter Top. Ein(e) Sub, die nicht den Mut hat, sich einem solchen Gespräch zu stellen, sollte sich überlegen, ob er/sie vielleicht in einer missbräuchlichen Beziehung steckt. Sie sollte sich mit anderen zusammentun, die in der gleichen Lage sind.
Denn Top und Sub müssen wissen, dass Subs jederzeit das Recht haben, eine Aktion abzubrechen, die sie nicht ertragen können, was auch immer vorher abgesprochen war. Verantwortungsvolle Tops wissen das und werden beim Stopwort abbrechen, auch wenn 40 Jahre lang alles prima war — ja, sie werden darauf bestehen, dass es eins geben muss, auch wenn das Sub in seiner Euphorie keins will.

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...