Mittwoch, 1. November 2023

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

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Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfolgen. Wir haben einen neuen Gouverneur, einen jüngeren Cousin unseres geschätzten Gustaf. Nach so langer Zeit kann ich es ja verraten. Er ist nicht beim Segeln auf dem Peipussee ertrunken. Wir wissen, wo er ist. Er ist ein Lehrer für die Unseren geworden und bringt ihnen zivilisiertes Benehmen bei. Nicht gleich die Zähne fletschen und knurren, aber auch nicht bei allem losheulen, was ihnen nicht passt.


Hieronymus: Es ist erstrebenswert, dass sie das lernen. Es stehet dem diplomatischen Verkehr der Völker doch sehr im Wege. Warum eigentlich lernen sie es nicht von dir?

Fido: Ich bin doch in ihren Augen ein Menschentier, im Kloster verdorben. Aber von dir können sie lernen, nicht immer gleich so gefühlig zu reagieren. Sie finden dich kühl wie eine Hundeschnauze.

Hieronymus lacht auf.

Fido: Und deine Pläne, Liebster? Verrate sie mir.

Hieronymus: Ich fühle mich hier wohl. Reval hat eine kultivierte deutsche Bevölkerungsgruppe. Vor allem haben sie Humor. Sie üben ihn in diesem Sport, den man pliggern nennt.

Fido: Ach geh mir weg damit! Ich hätte schon manchen beißen mögen, wenn ich nicht sofort erkannt hätte, dass das Scherzgefechte sind.

Hieronymus: Ja, eine kleine gedankliche Wendung genügt.

 

Tag 30: Wie weit würdest du gehen, um dein Ziel zu erreichen?

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Hieronymus: Das Leben hat mich gelehrt, mich nach den Möglichkeiten zu richten. Auch haben alle Wesen Bedürfnisse. Sie haben auch Wünsche.

Ziele sind Wünsche, die durch den Willen eines Menschen gefestigt sind. Sie zu erreichen ist dann wichtiger als die Umstände, die zu überwinden sind. Ich halte davon nichts. Ich maße mir nicht an, etwas an mich zu reißen, das der Himmel mir nicht auch für meine Arbeit und ähnliche Bemühungen geben will. Oder durch Gnade.


Wollte ich etwas erzwingen, so würde ich mich gegen die göttliche Ordnung auflehnen, meine ich. Mich zu erhalten und den Menschen um mich gerecht zu werden und einigen meine Liebe zu geben, das genügt mir als Ziel.

Fido: Was ist mit dem Buch der Warnungen, welches du schreibest? Du willst den Thieren der Zunkuft sagen, dass sie auf einem falschen Wege sind.

Hieronymus: Es ist mein Ziel, das deutlich zu machen. Aber erzwingen kann man nichts.

Ich versuche, was ich kann, und überlasse den Schicksalsmächten, ob es dann erreicht wird.

 

Tag 29: Wann ist ein Held ein Held?

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Fido: Held -- was ist das?

Hieronymus: Einer, der nach dem Krieg so einen Blechstern am Janker hat.

 


Tag 28: Was bedeutet für dich Magie?

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Hieronymus: Magie ist das Schwerste und das Einfachste der Welt. Ich glaubte, ich könnte sie niemals ausüben und nicht ungesehen entkommen. Die Kosaken passten auf mich auf wie die Schießhunde. Aber Aryol lehrte mich: »Magie ist Wille. Es geht nicht darum, dass du ungesehen an der Wache vorbeikommst. Sondern du musst ihn zwingen, dich nicht zu sehen. Sieh ihm direkt in die Pupille. Sag zu ihm: ‘Schlaf mit offenen Augen!’ Sag es langsam und eindrücklich und geh wie selbstverständlich durch das Tor.« Und es geschah genau so!


»Aber wenn das nun nicht gewirket hätte?« frug ich ihn später.

»Dann deshalb nicht, weil du dich nicht selbst überzeugt hättest. Aber das hast du. Weil dein Wunsch so groß war, die Festung zu verlassen«, war seine Antwort.

Fido: Ja, und dann verschleppt er dich in die Wildnis, und ich komme um vor Sorge.

Hieronymus: Ich war vollkommen überzeugt, er werde mich zu dir bringen.
Fido: Haha, ja. Der Hund der. Dich hat er auch glauben machen, was er wollte.

Hieronymus: Er hat es ja später gebüßt, beinahe mit dem Leben.
Fido: Das ist die Kehrseite der Magie. Es kann einer sehr tief fallen, der hoch fliegt.

 

Tag 27: An welche Götter glaubst du?

 Fido: An die Göttlichkeit von Allem. Ich bin Pantheist.

 Hieronymus: Das hast du aber nicht im Kloster Petschory gelernt?
Fido: Nein, dort war es die Mär vom Alten mit dem langen Bart, der alles sieht und alles kann. Dann aber, als ich das Wunder der Vereinigung erfuhr, konnte ich den Goldenen Raum betreten und erfuhr das Einssein aller fühlenden Wesen. Wir sind hier auf Erden, wo Gott sich ausprobiert. Darum verkörpert er sich in uns und geht auf eine Abenteuerreise. Wichtig ist ihm dabei, dass er es selber vergisst, wenn er auf die Welt kommt, denn sonst würde er sich nicht den Leiden aussetzen. Die will er aber erfahren, um alles zu wissen. Du siehst, wir alle sind göttlich und wissen es nicht, denn sonst würden wir nicht fühlen, was man auf Erden fühlen kann. Gott ist nicht allwissend, sondern all-wissen-wollend.
Hieronymus: Aber warum das?
Fido: Weil er liebt. Er birst vor Liebe. Und Liebe braucht Geliebte. Er braucht auch Widerspruch. Darum schuf er Eva, damit sie Adam auch mal die Meinung sagen konnte. Er schuf dem Adam eine Gefährtin WIDER ihn. So heißt es im Hebräischen.
Hieronymus: Du siehst mich betäubt vor Staunen. Wer lehrte dich dies?
Fido: Der Herr Elias, du kennst ihn, er ist der Hüter der Großen Bibliothek, in welcher ALLES steht.

Tag 26: Welche Regierungsform ist aus deiner Sicht die Beste und warum?

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Hieronymus: Wie ich sie nennen sollte, muss ich überlegen; jedenfalls meine ich, dass die Kräfte in der Gesellschaft balanciert sein sollten, so dass keiner übermütig werden kann, weil ihn seine politischen Ambitionen zu Kopfe steigen. Ein Beispiel: Die Herrschaft der Schweden in Estland, sag ich, und warum? Sie sind kriegsmüde, darum richten sie alles so ein, dass möglichst Abkünfte zu allseitiger Zufriedenheit die Verhältnisse sichern. Die Handwerksgilden, welche regelmäßig im Rathaus tagen und auch ihre Stadthäuser haben, sind beinahe so mächtig wie der schwedische Gouverneur. Der Herr Oxenstierna ist ein milder Herr, und er regieret nicht fern vom Volke oben auf dem Schloss auf dem Domberg, sondern er hat seine Amtsgeschäfte ins Rathaus verlegt, wo er täglich Debatten mit den Ratsherren hat. Und jede Fischfrau kann ihm vortragen, man habe sie bei Verteilung der Marktplätze durch den Rat übervorteilt. Manche maulen, sie würden sich in diesen Abstimmungen verzetteln, wann den ein klares Machtwort käme? Der Gouverneur jedoch bestehet darauf, dass seine Handlungsfreiheit eben in einer allseitigen Zustimmung bestünde, welche er durch Harmonisierung zu erlangen trachte.

Hier kann nicht einfach mit Befehlen regiert werden, wie es die Russen so gern haben. Und wenn es sie selber den Kopf kostet, so ist ihnen das wohl lieber, als dass er durch Wahlfreiheit verwirrt würde. Wollte Gott, sie blieben für immer außerhalb unserer Grenzen.

Tag 25: Wie stehst du zur Macht?

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Fido: Nichts kann so leicht zerbrechen wie weltliche Macht. Je härter sie verteidigt werden muss, umso verhängnisvoll kann ein kleiner Fehler sein. Da war einer der beste Fechter weit und breit und ließ seinem Gegner ganz nah herankommen, lachte ihm seine Siegesgewissheit ins Gesicht, fast Nase an Nase, während sich ihre Degen zitternd gegeneinander stemmten, doch was vergaß er? Die rasiermesserscharfen Zähne der Thiere.

Tag 24: Welchen Sinnspruch kannst du nicht ausstehen?

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Hieronymus: »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.« Hört sich logisch an. Aber wie viele Male habe ich mitangesehen, wie ruinierte Hausväter sich die Haare rauften, weil marodierende Söldner ihre Wohnung durchsucht und ihr Gold gestohlen hatten; wie die Höfe ihrer Vorräte beraubt wurden und man aus Saatgut Brot gebacken hat. Ja, als ausgehungerter Fußsoldat habe ich fleißig von solchem Brote gegessen. Aber wie oft auch fand ich Hilfe just in dem Augenblick, da ich sie am nötigsten hatte. »Sammelt euch keine Schätze auf Erden, denn die fressen nur die Motten und der Rost« heißt es in den Sprüchen Salomonis. Und so leben auch meine Thiere. Sie vertrauen dem Universum, und es enttäuschet sie nicht.

Tag 23: Welche historische Person bewunderst du und wofür?

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Fido: Meine historische Gestalt ist eine des Geistes. Es sind nicht die großen Haudegen der Geschichte. Es ist Friedrich Reinhold Kreutzwald (1803--1884).
Er war der Mann, der den Esten die kulturelle Grundlage schuf, um ein Gefühl ihrer eigenen Kultur und Sprache zu fördern.
Hieronymus: Ich kann nicht anders, als mich Fidos Wahl anschließen. Estland war Schweden unterthan von 1561 bis1710, dann fiel es der russischen Herrschaft anheim, und man trauerte der »guten Schwedenzeit« nach.

Gut 100 Jahre danach aber fand im Zeitalter der Aufklärung die Befreiung der baltischen Leibeigenen 1816-19 statt. Nun sammelte und übersetzte Kreutzwald die im Geheimen weiter verwendeten Zaubersprüche, Segnungen und Epen in schriftlicher Form, nachdem sie mündlich tradieret wurden, teils unter Androhung von Kirchenstrafe.

Meine Autorin liest im Folgenden einen Text aus der Kreutzwald-Sammlung, eine einschmeichelnde Bezauberung an die Schlange, damit sie den Wanderer in Moor und Heide nicht beißet.
Fido: Ich pflegte diesen Zauber beim Betreten sonniger Moorfläche aufzusagen, seit ich ein Kind war.


https://www.youtube.com/watch?v=LVt5WdtfLnw

Tag 22: Welche Symbole würdest du für dein Wappen wählen?

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Hieronymus: Ein offenes Buch mit einer Feder und einem Pfeil für meinen zweiten Namen »Sebastian«, gerahmt von einem Greif, welcher für die Zunft der Drucker und Schreiber steht, sowie eine Sphinx, welche die Geheimnisse hütet, denn ich bin ein Sekretär. Oberhalb in Blau/Gold mit goldenem Mast eine entflammte Fahne, die meinen Nachnamen »Lohebrannt« darstellt. Dazu ein Schwan, der für meine Heimatstadt Aachen steht. 


Auf dem Buch erscheint in blauer Tinte das Motto »DI DOMAN’ NON C’È CERTEZZA«, »Über das Morgen gibt es keine Sicherheit« aus dem Gedicht von Lorenzo di Medici. Das Schild ist links schwarz mit weißem Rahmen für den Deutschen Ritterorden, rechts Gold mit blauem Rahmen für Schweden.
 

Fido: >Mein Wappen zeigt Hellebarde und Bogen und Pfeile, darüber schwimmt ein silberner Delphin, der für meinen Namen »del Mare« steht. Auf der linken Seite ein roter Hirsch, der den Namen »Sylvester«, »Waldmann« symbolisiert. Rechts streckt sich ein bunter Hund, der das Zeichen des »Fidelis« ist. Die blauen Felder mit goldenem Rahmen stehen für Schweden, die schwarzen mit weißem Rahmen für den deutschen Ritterorden.

Tag 21: Was wünschst du deinem besten Freund?

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Hieronymus: Mein bester Freund ist Fidos Vater.
Fidos Vater ist just einer gesundheitlichen Krise entkommen. Die Thiere, sagt man, leben ja nicht lange; und so fiel auch er in dieses heftige Fieber, als er 45 Jahre alt war. Wir brachten ihn so schnell wir konnten ins Kloster nach Petschory. Dort wurde er in einer kühlen Höhle zu Bett gelegt und ruht dort in einem Zustand, den die Mönche hier das »heilige Koma« nennen. Man hört keinen Herzschlag und spürt keinen Atem. Es heißt, dass viele hier überleben, da die Mönche vielerlei Arzneyen kennen. 

Die schreckhaften Thiere sind nicht recht fähig, diese Krise geduldig abzuwarten. Es hat mich allerlei Überredung gekostet, meinen Fido zu beruhigen. So bete ich für zwei, für meinen lieben Haigur, dem ich verdanke, dass er mich von dummen Hemmungen befreit hat, die meiner Liebe zu Fido im Weg waren. Und ich wünsche meinem Fido, dass sein Vater vom Krankenlager aufstehen und noch die Jahre leben wird, die das Geschick meinen Thieren schenken mag.


 

Tag 20: Was würdest du mit 1 Million Euro machen?

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Hieronymus:
Was wäre der Gegenwert zu meiner Zeit gewesen? Heute bekommt man dafür ein großes Haus für mindestens zwei Familien. Ich würde also eine Stiftung gründen, die besonders schwer betroffenen Frauen mit Kindern eine Unterkunft und Speisung bietet. Sie wären sicher schon für ein kleineres Zimmer dankbar. Ich sah, dass man für diese 1 Million 500.000 einfache Brote würde kaufen können.
Alles Leid wird man nicht damit lindern können, aber vielleicht auch andere anregen, mildtätig zu sein.


Tag 19: Was bedeutet dir Treue? Bist du selbst treu?

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Hieronymus: Eine fabelhafte Gelegenheit, um Klischees zu schreiben oder über Treue nachzudenken. 
Fido: Nicht wahr? 
Hieronymus: Jetzt guck nicht so komisch. Ich weiß, dass du treu bist. 
Fido: Ich muss immer lachen, wenn Leute sagen, sie würden sich selbst treu bleiben. Was denkst du? 
Hieronymus: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Sich zu verändern heißt, sich treu zu bleiben. 
Fido: Das, mein Freund, bewundere ich so an dir, dass du der inneren Notwendigkeit folgst.




Tag 18: Welche Eigenschaften muss eine Person haben, damit du an sie dein Herz verlierst?

Fido: Ein wehrloser, kleiner Mensch zu sein, der sich im Bett verhält, als würde man ihm die peinlichsten Geständnisse abpressen.
Hieronymus: Pfui! Vor allen Leuten sagst du so etwas. Und mich klein zu nennen! Was hat mich geritten, mir dich an den Hals zu hängen?
Fido: Lieber Herr, du bist mit deiner Silberflasche zu mir auf den Wehrgang gestiegen, um mir einen Trunk zu bieten. Niemand, der mich dort in voller Pracht meiner schweren Kürass gesehen, kam je auf die Idee. Also liebte ich dich sofort. Und du?
Hieronymus: Es ist die Freiheit deines Gebahrens, was mich sofort zu dir zog. Ihr Thiere seid so frei von falscher Scham und auch von Dünkel. Und als ich nach dem Überfall deiner Pflege bedurfte...

Fido: Reden wir nicht davon, dein geschlagener Kopf schmerzte auch mich.


 


Tag 17: Wann ist eine Lüge gerechtfertigt?

Hieronymus:
Nun ist es wieder an mir zu antworten, denn Fido kann nicht lügen, will es auch nicht können und weiß, dass es im Kreise von Seinesgleichen nicht möglich ist. Ich hingegen habe viele brenzlige Situationen erlebt, in der nur eine Lüge die Rettung war. Soll man marodierenden Landsknechten sagen, wo das Korn, das Silber oder die halbwüchsige Tochter versteckt ist? In solcher Lage ist es rettend, richtig und moralisch zu lügen, also absolut gerechtfertigt.
Die Thiere haben in solchen Situationen andere Mittel. Sie würden sagen: »Mein Silber ist unter den Dielen, komm und hol’s dir.« Und würden den, der es versucht, in Stücke hauen. Wiederum kann ihre Ehrlichkeit sie in schlimme Lagen bringen, doch wissen sie nicht, wie man lügt.

 


16. Tag: Was würdest du niemals verzeihen?

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Fido: Heute antworte ich einmal an Stelle meines lieben Hieronymus, weil der alles verzeiht und daher der Beantwortung entbunden ist.


Hieronymus: Mir würde vielleicht etwas einfallen, aber ich muss lange nachdenken...

Fido: Tu das, inzwischen unterhalte ich mich mit diesem verdammt schneidigen Marquis. Eine Augenweide von Mann... Jaja, Roni, er kommt gleich nach dir, mein Schatz. -- Also: Ich kann nicht verzeihen, wenn jemand uns Thieren gegenüber hinterlistig ist. Man weiß vielleicht, dass wir Thiere telepathisch kommunizieren, wenn wir einander nicht nah genug sind, um zu sprechen. Das heißt natürlich, dass es unsinnig ist, wenn wir einander belügen würden, wir durchschauen das. Nun kann man sich auch dagegen verschließen, "gelesen" zu werden. Das gilt unter uns als unhöflich. Die meisten Nicht-Thiere wissen nicht, wie das geht. Viele wissen auch nicht, dass wir sie lesen. Wir sind gutwillig, aber oft auch naiv, das weiß ich von Hieronymus und auch von dem Popen, der mich von meinem 7. bis zum 14. Jahr erzogen hat.

Wenn aber einer sich gegen uns verschließt und uns dann in die Irre führt, böse Absichten versteckt, uns oder einem uns lieben Menschen zu schaden trachtet, während wir unsere Gedanken offenlegen -- dann hat er auf immer den Todfeind in uns.


Tag 15: Wenn du ins Exil müsstest, welches Land oder welcher Ort wäre für dich die schlimmste Strafe?

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Hieronymus:

Als Streiter für Schweden sah ich einige Orte in Teutschland, auch Österreich; später, nachdem ich dem Kaufmann in Lübeck diente, bereiste ich auch Orte, da der Dannebrog wehte, wie Altona oder Schleswig, doch dies nur kurz, da die Dänen wieder mit den Schweden aneinandergerieten. Um einige Waren in Sicherheit zu bringen, sandte mich mein Brotherr nach Estland, wo die Herrschaft Schwedens stabil war.

Nach Russland entführt, sah ich auch manche Orte im Norden des Zarenreichs, auch das große und mächtige Nowgorod ("weliki" heißet ja "groß"). Dort erfuhr ich jedoch eine Behandlung, nach der es mir nicht just glücklich schien, in diesem Lande zu weilen; und auch meine Verschleppung weiter in den Norden, wiewohl in der Gegenwart des schönen Aryol, machte die Sache nicht besser. Somit küre ich Russland als den Gewinner meiner Wahl des Landes, das zu meiden ich mich zuförderst bemühe.

 

Tag 14: Wann hast du unmoralisch gehandelt?

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Tag 14: Wann hast du unmoralisch gehandelt?

Als ich dem Charme von Aryol erlag. Ich hätte Ausreden, man hatte mich ins tief verschneite Dorf bei Ladoga verschleppt, wo dieser Mann lebte; von Fido getrennt zu sein, wäre nicht wirklich Grund genug gewesen. Aber wer jemals die ‘Thiere’ kennengelernt hat, der weiß, wie groß ihre Anziehungskraft ist, sie können dich geradezu hypnotisieren. Hätte ich einem anderen Mann widerstehen können, einem, der nicht zu den ‘Thieren’ zählt? Vermutlich. War ich moralisch geschwächt von den Ereignissen, die dem vorausgingen? Vermutlich.
Hätte ich dennoch widerstehen sollen, Fido treu bleiben, in aller Ungewissheit standhaft warten?
Ja.


 

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Tag 13: Was ist deine gefährlichste Waffe?

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@Barbara Drucker/Aventiure Schreibcoaching

Hieronymus: 

Ich rühme mich keiner Waffen, auch wenn ich auf der Seite der Schweden mitfocht. Ich sah so vieles Blut, fühlte den Schmerz einer Kugel, die in mein Bein drang. Doch ward sie mein Schutz, sintemalen mein Kriegsdienst damit geendet. Von da an wusste ich mich zu schützen und bemerkte Gefahr, wenn noch kaum Anzeichen dafür erschienen.
Gefährliche Waffen habe ich nicht. Scharfer Spott zählet nicht. Wen das dazu bringet, mich auf den Paukboden zu rufen, der wird nicht nur von mir als Ridicule behandelt. Hier im Baltikum kennet man scharfe Wortgefechte, doch gilt als Verlierer, wer sich davon verletzen lässet, sondern scharf mit geistreicher Entgegnung zu parieren, ohne zu Beleidigungen Zuflucht zu nehmen, das ist die Waffe, die als Siegeszeichen anerkannt wird. Die Balten haben sogar ein Wort dafür, es heißet »pliggern«.


Tag 12: Was tust du, um deine Gedanken zu klären?

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Hieronymus: Muss man Gedanken klären? Ich glaube, meine sind immer klar -- oder doch die meiste Zeit. Vor allem, wenn es hell ist. Vor allem, wenn ich ein Warmbier und Hafergrütze zu mir genommen habe. Wenn die Schreibfeder gut geschnitten ist. Wenn das Licht gut ist. Und wenn ich dann beginne, die Schwünge und Arabesken zu machen, die ein Anschreiben an dero Exzellenz, den Kanzler von Schweden, den Onkel meines Brotherren zieren. Oder an den König von Frankreich. Da muss jeder Buchstabe sitzen. Brav, gleich hoch, in gleichen Abständen und mit gleichem Fluss der Tinte. Da wird das Schreiben zu Musik, immer gleiche, konzentrierte Schritte und doch auch ein wenig Gelöstheit, just wie beim Spielen der Laute. Was ich da schreibe?... Ach verzeiht, das weiß ich dann gar nicht mehr.

Tag 11: Welche Schwäche ist eine Tugend?

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Hieronymus Lohebrannt:
Der Mut eines mächtigen Mannes, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen, zeigt seine Fähigkeit, auch mit den Untertanen milde zu verfahren.
Das wenigstens erfuhr ich, als mir der Gouverneur, also der Vizekönig von Schweden, seine Freundschaft antrug. Nicht nur, dass er mir das Du anbot und die Anrede ‘Gustaf’, ich durfte auch seine Tränen sehen und von seinem Kummer hören. Nur vier Jahre würde sein Gouverneursamt in Estland dauern. Er gestand mir, dass sein Weib, das ihm eben erst eine Tochter geboren hatte, ihm die Heirat übelnahm. Denn die Verbindung mit ihm habe eine Liebe zerstört. Er habe das Fräulein De la Gardie aus dem Bette und den Armen der schwedischen Königin gerissen und sie den Qualen der Niederkunft ausgesetzt.
Dass er mir dies anvertraute, war eine Last, die mich schier zu Boden drückte; doch wuchs ich in meine Aufgaben hinein. Sein Vertrauen beflügelte mich. Ich war es auch, der die Lösung für diesen Konflikt erdachte.
(Dieses Kapitel ist historischen Tatsachen angenähert)

Montag, 9. Oktober 2023

Tag 10: Welche Schwäche ist tödlich?


Hieronymus Lohebrannt:
Das Versagen des Selbstvertrauens, wie bei Aryol, als er sich töten wollte. 
 
Wir ‘Thiere’ sind gierige Wesen, nur von Verlangen getrieben, und das wird uns so viel Leiden verschaffen. Wem würde er opfern? An Götter glaubte er nicht. "Wir sind die göttlichen Thiere. Euch, Brüder, schenke ich mich."
Er ritzte sein Handgelenk an. Blut sprang hervor. Es rann auf den Waldboden. Sofort waren Ameisen da, sofort schwirrten Fliegen herbei und sammelten sich um die kleine Lache, die entstanden war. Zu ihm wollten sie auch, er wehrte sie ab.
‚Vielleicht ist das der Sinn meines verpfuschten Lebens‘, dachte er, ‚dann bin ich weg und kann das Leben der anderen nicht mehr ka­puttmachen. Und ein paar Wesen kriegen was zu essen. Ich müsste alle auf diese Weise füttern. Alle hungernden Wesen, Menschen und Tiere. Wir haben nur genommen. Nun ist es Zeit zu geben.‘
Er wusste, dass er nicht leicht sterben würde. ‚Um einen wie uns zu töten, muss man schon den Kopf abschlagen‘, dachte er mit einem grimmigen Lachen. Und er würde auch nicht leicht das Bewusstsein verlieren. Er würde also in der Lage sein, seinem Sterben in Ruhe zuzusehen, bis er jenseits von Rettung wäre, und dann käme wirklicher Schlaf, wirkliche Ruhe, das Ende von Leiden, Stille.
Er machte noch einen Schnitt.
 

 

 

Tag 9: Worüber lässt du mit dir nicht verhandeln?

 

 

 
Hieronymus Lohebrannt: Über Menschlichkeit. Die Barmherzigkeit und Nächstenliebe ist nicht käuflich. 
 
Man wollte von mir Unterstützung, um ein Dorf der ‘Thiere’ auszuheben, eine Gruppe, zu denen mein Geliebter Fido gehört.
Ich hörte eine Bemerkung des Dekans der Universität Dorpat: »Unser Kommandant und seine Leute haben einen Kundschafter gefunden, er wird uns zu dem versteckten Dorf führen. Es kommt mir sehr gelegen, dass Sie mit Musketieren und anderen Berittenen sowie einem Leutnant hier erschienen sind. Wir haben kaum noch Leute, die Unseren sind in Litauen geschlagen worden, tot oder versehrt, viele geflohen. Wir sind… « Er schaute sich kurz um und flüsterte: »… schutzlos.«
Es war die pure Heuchelei. Die Männer dieses Stammes sind sehr schön, darum verdrehten sie den Mädchen des Ortes die Köpfe, und die Studenten gingen leer aus. Das gab böses Blut, und sie wollten das Ärgernis beseitigen.
Ich gab ihm zur Antwort: »Herr Professor, unsere Mission ist kulturpolitisch, nicht militärisch, bei allem Respekt. Entschuldigen Sie mich bitte für ein paar Minuten...«
Anderntags brachen wir noch bei Dunkelheit auf und ritten in scharfem Tempo zu besagtem Dorf, um die Bewohner zu warnen.
Die Dorpater hatte ich mir somit zu Feinden gemacht.

Tag 8: Was verbindest du mit deiner ersten Liebe?

 

 

Hieronymus Lohebrannt:
Desorientiertheit. Als ich mit 15 das erste Mal in ein Mädchen verliebt war, war ich völlig unwissend und ungeschickt. Ich gab mir große Mühe, das zu erfüllen, was offenbar erwartet wurde, und ich hörte mehrmals: »Folge einfach der Stimme deines Herzens, die wird dir sagen, was deiner Holden Freude machen wird.«
Allein – die Stimme des Herzens blieb stumm, und mir war, als müsste ich, einer alten, vergesslichen Magd gleich, einen Besorgungszettel schreiben. Was ich ihr schenken solle, was sagen und wann versuchen, sie zu küssen?
Mein Zaudern hatte ein Ende, als die Eltern des Mädchens sie mit einem jungen Edelmann verlobten. Plötzlich erwachte die Stimme meines Herzens, denn sie hatte Gefallen an dem Bräutigam meiner Freundin gefunden. Doch war auch das aussichtslos, und ich vergaß beide.
Wenn dies aber nicht meine erste Liebe war, dann war es der bezaubernde, anmutige Wachmann vom Rathaus, in welchem ich meinen Dienst tat.

 
 

Samstag, 7. Oktober 2023

Tag 7: Welche Eigenschaften bewunderst du an deinem Feind?

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Hieronymus Lohebrannt: 
 
Es schmeckt ja schon etwas gallig, dass man an seinem Feinde etwas bewundern soll. Soll ich die Kriegslist bewundern, mit der er eine Familienkrise meines Freundes genutzt hat, um mir den Bewacher zu nehmen, meinen lieben Fidomaris, den Beschützer, den er ablenkte, indem er ihm ausrichten ließ, sein Vater liege im Sterben? So kam es, dass ich allein war und er mich von seinen Kosaken fortschleppen ließ. Meine gute Stellung beim Gouverneur bedeutet ja auch, dass ich weiß, was die schwedische Krone an die Könige Europas schreibt. Und das wollte mir dieser Mann mit Namen Sachárin abpressen, nannte mich seinen Gast, aber drohte mir Folter an, so ich weiter geschwiegen hätte. Soll ich bewundern, dass er genau wusste, wo er seine Spitzel hinschicken musste?

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Tag 6: Worauf bist du besonders stolz?

Hieronymus Lohebrannt:
Ich bin nicht besonders stolz auf etwas, das mich beträfe; denn nicht eigener Verdienst ist es, sondern Gottes Gnade, dass Er mich aus Geschrey, Bluth und Pulverdampf errettet und mich in ein ruhiges Kaufmannskontor versetzet hat, da meine Verwundung am Bein mich zu weiteren Kämpfen in der Infanterie nicht mehr taugen ließ. Somit war auch dies himmlischer Schutz.
Stolz fühle ich aber darum, dass ich die Freundschaft des königlich schwedischen Wachmanns Fidomaris erwarb, die ich mit herzlicher Liebe entgelte. 

Nun hat es mit ihm eine besondere Bewandtnis: Er gehöret zu dem wilden, ungebärdigen Stamme der Heiligen Biester, oder, wie sie sich auch nennen, "Thiere Gottes", zu welchen aber die gewöhnlichen Menschen nur "Thiere" sagen. Diese sind von unglaublicher Wachsamkeit, schlafen im Dienst niemals ein, brauchen überhaupt nur 4 Stunden halbwacher Ruhe. Darum sind sie als Meldereiter und Wachen ebenso begehrt, wie sie als Gegner gefürchtet sind, denn ihre Eigenschaft bringt mit sich, dass sie auch bei schweren Wunden, wo uns gnädige Ohnmacht empfängt, immer noch wach und kampfbereit bleiben. Wie gefürchtet und ob ihrer losen Moral auch verachtet sie sein mögen, so bin ich stolz darauf, dass sein junges Herz mir altem Bürozausel gehöret.



Mittwoch, 4. Oktober 2023

Tag 5: Was sollten Kinder unbedingt lernen? Was möchtest du deinen eigenen weitergeben?

 

Hieronymus Lohebrannt:
Mich treibt nichts, mich zu verehelichen und Kinder zu zeugen. Ob es nun die Härten des Kriegs waren, die mich lehrten, lieber einen tüchtigen Kameraden im Arm zu halten? Die ständige Gegenwart eines Weibes ist mir ärgerlich, die Hauswirtin in meiner Wohnung widmet sich ihren Pflichten bei Tag. Das genügt. Mir ist lieber, dass die Weiber mein Bett meiden.
Hätte ich aber Kinder, so würde ich sie lehren, in allem darauf zu achten, niemandem Schaden zu tun, nicht Mensch noch Tier zu verletzen. Die Not mag gebieten zu fischen, zu jagen oder zu schlachten, darin sollen sie Maß halten und es nicht begehren.
Sie sollen aber auch nicht ihr eigen Glück schmälern um einer hohlen Moral willen. So leben doch die Leute in fernen Ländern zufrieden und sittsam, wiewohl sie keine Kleider tragen, dies berichtete mir ein Kamerad, den es einmal nach Portugiesisch-America verschlug. Die Patres sehen sehr darauf, dass diese Wilden Kleider bekämen; doch würden sie davon krank und stürben. Darum sollen meine Kinder, so ich sie hätte, freie und vernünftige Menschen sein, die ein jedes Geschöpf nach dessen eigenem Willen und Gesetz leben lassen wollten.

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Zum Zeitgeist: "Weib" war damals keineswegs abwertend, sondern bedeutete das, was wir mit "Frau" ausdrücken. Das Wort "Frau" war für höhergestellte, z.B. Adelige oder Heilige reserviert -- "Unsere Liebe Frau" war Maria, die Mutter Jesu.

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Dienstag, 3. Oktober 2023

Tag 4: Worüber hast du mit deinem Vater heftig gestritten? Worüber mit deiner Mutter?

Barbara Drucker #desschreiberswildeträume
#charactersofoctober

Ach! Gäbe es nur Streit! So wüsste ich doch, dass sie noch leben. In der Zeit meiner Kindheit und Jugend gab es keinen Zweifel an der Autorität der Eltern, die Kinder schuldeten Gehorsam und wurden mit der Rute darüber belehrt, wenn es ihnen durch das Wort nicht einging. Nachdem ich nun in Visionen erfuhr, wie anders künftige Zeiten darin verfahren würden (und ich lernte, meine Visionen nicht zu bezweifeln), sah ich erschreckende Bilder von einer Jugend, die sich offen auflehnte und es an jeglichem Respect fehlen ließ. Sofort kam mir in den Sinn, dass auch dies nicht der richtige Weg sein könne, denn wie dumm ein Vater auch sein könnte, er hat seinem Sohne immerhin die Lebenserfahrung von 20 Jahren voraus, und 40, so der Sohn 20 wird. Er wird den Vater also nie an Weisheit einholen können, und ginge es auch nur um das Besohlen der Schuhe.
Meine Eltern verlor ich gar zu früh. Man zerrte mich ins Heer der Königlichen, die gegen die Kaiserlichen zogen; und als ich Jahre später meine Eltern suchte, fand ich nur Gräber, einen Ort für meine Tränen.
 

 

Schreibchallenge 3. Tag: Wer war dein wichtigster Lehrer?

 
Wie nun Aachen mehrheitlich von evangelischen Bürgern bewohnet ward, gab es Unruhen, welche durch die Kaiserlichen niedergeschlagen und die Aufrührer bestrafet wurden. Die Ausweisung der Protestanten betraf auch meine Familie, als ich acht Jahre zählte. Am neuen Orte wollten meine Eltern unbedingt, dass ich schön schriebe, und hatten sie wohl bemerket, dass ich schon mit 6 die Feder zu führen und gar zu schneiden verstand. Doch war mein erster Lehrer in der Aufregung und Umzug ins Exil verstorben. Allein, etwas lesen und schreiben lernen sollte ich wohl. Da fand sich ein Jesuit, der bereit war, mich zu unterrichten, ohne Aufhebens, damit es bei den Nachbarn nicht böses Blut gebe. So manches Mal verwünschte ich seine Strenge, da er mir keine "krummen Hunde" durchgehen ließ. Und ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich einen missratenen Buchstaben mit dem Federmesser wegschaben musste. Doch bin ich dem Pater Scoparius bis heute dankbar, dass er mich Gewissenhaftigkeit gelehret.
 
 

 

Montag, 2. Oktober 2023

Schreibchallenge 2. Tag: Wenn ich dir das erste Mal begegne, was fällt mir sofort an dir auf?


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Hieronymus Lohebrannt:
"Wenn ich mit wehender Straußenfeder am Hut das Rathaus verlasse, nachdem ich einen Tag lang konzentriert in schönster Schrift die Briefe des Gouverneurs an die Mächtigen Europas geschrieben habe, bemerke ich Blicke auf mir. Dabei ist die Auswahl an Farben, meinem Stand als königlichem Kalligraphen entsprechend, auf Schwarz und einen weißen Kragen beschränkt. Doch wird Ihnen meine flandrische Spitze auffallen und der schwarze Satin meines Wamses mit dem Muster von Akanthusblättern. Meinen Hut setze ich bewusst in Szene, den Winkel sorgfältig zurechtgerückt. Mein Überwurf schwingt bei jedem meiner flotten Schritte. Und ja: Die Rathauswache bemerkt mich!"
@Barbara Drucker/Aventiure Schreibcoaching

Sonntag, 1. Oktober 2023

Schreibchallenge Nr. 1

 


Tag 1: Unter welchen Namen kennt man dich und welche Rolle spielst du in deiner Geschichte?
Mein Name ist Hieronymus Sebastian Ernest Lohebrannt, geboren 1603, und ich bin der Protagonist, wenn auch nicht Ich-Erzähler, denn mein ausführendes Organ mit dem albernen Namen (*Danke!*) zieht es vor, die Ereignisse aus der Vogelperspektive zu beobachten. Greife ich späteren Fragen vor, wenn ich etwas über mich selbst erzähle? Ich stamme aus Aachen, aus einer Familie, die zur evangelischen Minderheit zählte, darum mussten wir fliehen, als ich noch ein Kind war. Ich war erst 15, als Krieg ausbrach. Viele meiner Generation mussten Willkür und Brutalität sehen, bevor ihnen auch nur die ersten Barthaare sprossen.
Auf dem Bilde sehet ihr, wie der Prager Fenstersturz die großen Umwälzungen eingeleitet.
@Barbara Drucker/Aventiure Schreibcoaching

Freitag, 1. September 2023

Das Buch, das Hieronymus geschrieben hat

... um seine geliebten Thiere und ihre Nachfahren zu warnen

 * * *

Elias schaute so gerade und fest in seine Augen, dass man hätte glauben können, dies alles hier sei die Wirklichkeit.

»Das ist eine wunderbare Idee«, sagte Elias, »ich werde die Basilosphäre befragen, wer der Prophet sein soll, auf den ich hindeuten werde. Einer wird in meiner Zeit auftreten. Aber das Buch werde ich in der Vergangenheit verstecken, ich denke, ich gehe so 185 Jahre zurück, und ich werde ein Buch schaffen, das einen Ausweg aufzeigt.«

»Wie wollen Sie das machen, Herr Elias?«

»Wenn Sie mir schwören, dass Sie es nicht verraten?«

»Bei meiner Treu, ich bin Sekretär. Geheimnisse sind mein Beruf.«

»Gute Antwort! Nun also: Ich werde altes Papier nehmen, einen Satz passender Lettern, vielleicht eine Baskerville, und werde das Buch mit historischer Druckerschwärze drucken, binden, schneiden, Vorsatzpapier schöpfen, Einbandpapier aus antiken Beständen wählen, verleimen, pressen. Ich werde mit Bleistift Bemer­kungen in Kurrentschrift darin verteilen und wohl ein Dutzend davon bei den Antiquaren einschmuggeln. Und dann werden wir abwarten.«

»Potzblitz. Sie sind wahrlich ein Ehrenbürger der Basilosphäre und – wenn es gelänge – der König der Fälscher.«

»Um meine Thiere zu retten.«

»Unsere Thiere.«

»Versteht sich.«

»Wir – gegen den Fluch.«

Elias streckte ihm die Hand hin. Hieronymus schlug ein. 

* * *  

Lilith Dandelion, Homsarecs! Des Schreibers wilde Träume
Roman, 508 Seiten, viele Illustrationen der Verfasserin  

Tag 31: Was sind deine nächsten Ziele, und welche Schritte stehen dir als Nächstes bevor?

  #charactersofoctober #desschreiberswildeträume Fido: Mein Ziel ist es, den Kurs der Annäherung von Menschen und Thieren weiter zu verfo...